Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. September 1941

Zu Hause an Deinem Geburtstag 41

Mein liebes Kind!

Nun hast Du heute Geburtstag! 27 Jahre wirst Du alt! Schon der dritte Geburtstag im Kriege! Hättest Du das gedacht? Wirst Du heute feiern? Ich habe heute früh besonders an Dich gedacht, das war meine Feier und meine Gabe an Dich! Ich habe außerdem das Buch „Ola, die Schwedin gekauft für Dich. Dann habe ich gestern etwas Speculatius gebacken an Stelle eines kleinen Kuchens. Aber ich glaube, ich kann ihn nicht abschicken. Ich hatte ein Ei daß etwas stark war, gebraucht. Nun schmeckt das ganze Gebäck danach. Ich glaube, ich muß es für die Hühner geben, schade, um die gute Butter, die ich gebraucht habe. Und Ersatz kann ich nicht sogleich schaffen. Du mußt nun noch etwas Geduld haben. Taschentücher schicke ich in den nächsten Tagen. –

Nun habe ich endlich auch Post erhalten, 2 Briefe vom 4.9. + einer aus Gol. Ich glaube schon, daß sie sich dort gefreut haben, als Du kamst. Dann hast Du dort schöne Tage gehabt? Was sagt Gerd denn nun? Kann sie Dir schreiben? Und die Mama? Und ein Geschenk hast Du auch bekommen. Schicke es mal nach Hause,

damit ich es mal sehe. Ich schicke es Dir wieder. Also Du bist zufrieden, daß Du wieder bei den Kameraden bist? Und schöne Unterkunft hast Du auch. Auch der Bobbi ist noch da. Wer ist das St. Schuckmann? Schade, daß es jetzt in den Winter geht, wo es dort so schön ist! Wie ist das Essen. Kannst Du Dir schon mal etwas zukaufen? Habt Ihr dort Ruhe vor den Fliegern?

Hier gibt es nichts Besonderes zu berichten. Seit gestern ist das Wetter sehr schlecht, trüb + Regen. In der Familie nichts Neues. Jetzt, wo ich die Briefe von Dir habe, ist es mir, als ob Du mal hier gewesen wärest. Nur vor den Sonntagen fürchte ich mich noch etwas. Aber, wir müssen durchhalten. Also, mein Junge, alles, alles Gute, und empfange herzlichen Gruß + Kuß
in Liebe
Deine Mutter.

Ob Vater auch heute an Dich denkt??? Übrigens fast hätte ich vergessen: Richard war am Montag mittag, also am 7.9. in Urlaub gekommen, um 3 ½ Uhr wurde er bereits zurückgerufen. Pech, was? Fr. Plantz war ganz aufgeregt. Sie meint, es ginge nach Rußland.
D.O.