Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 21. September 1941
O.-U. den 21.9.41
Mein liebes Mütterlein!
Wiederum ist es Sonntag! Auch meine Gedanken gehen heute ganz besonders gerne und häufig zu Dir nach Hause. Ich denke an die schöne Zeit in der ich Dich jeden Sonntag besuchen konnte, ich denke an unsere Fahrt nach Godesberg. Es waren wunderschöne Tage. Sicher bist Du heute in Gladbach und ich wünsche Dir einen so schönen, stillen Sonnentag, wie wir ihn heute haben. Dann nütze das schöne Wetter ehe der lange, lange Winter kommt.
Gestern erhielt ich Deinen Brief mit Deinen lieben Glückwünschen zu meinem Geburtstag. Vielen, vielen Dank für Dein Gedenken und Deine lieben Worte. Es tut so gut zu wissen: das Mütterlein daheim betet für Dich. Du hast also schon wieder Ausgaben für mich gemacht. Du sollst Dir aber nichts absparen. Ich habe nichts nötig. Deine Butter mußt Du selbst haben. Ich weiß doch auch so, ohne Geschenk, daß Du mich nicht vergißt. Ich hoffe, daß es Dir gut geht und bin froh, daß Alles in Ordnung geht in unserer großen Familie.
Mir geht es blendend. Ich nehme jetzt regelmäßig am Offizierstisch teil. Es ist sehr anregend und interessant. Gesundheitlich spüre ich durch das
Offiziersreiten keinerlei Beschwerden. Ich habe ein schönes Pferd und ich nach der langen Pause einen Muskelkater. Vielleicht klappt es bald. Ich habe schon Stoff für einen Rock gekauft. (50,00 Kr.) ohne Punkte.
Brauche ich ihn nicht, hast Du ein noch gutes Offizierstuch, ich glaube Gabardin. Du fragst mich wer Stn. Schuckmann wäre. Er war ein Kamerad im Kursus in Ulven. Er hat es also geschafft. Wir waren alle platt als wir hörten, daß er Stn. geworden ist.
Ich habe mir die H.V. Blätter angesehen. Ich habe also ein vollkommenes Freistudium. Außerdem steht mir ein Unterhaltszuschuß von 50,00 Rm monatlich zu. Prima, was? Jetzt muß ich mich aber auch einmal um die deutschblütige Abstammung kümmern. Ohne die kann ich nicht immatrikuliert werden. Ich werde also einmal nach Paffrath schreiben! Oder bekümmerst Du Dich darum? Geburts u. Taufscheine muß ich haben. Später kaufe ich mir dann einen Ahnenpasse. Ich arbeite fleißig, nicht nur militärisch auch in meinem Anatomie-Atlas. Heute habe ich Herrn Kirst geschrieben. Ich habe tatsächlich viele Verpflichtungen. Täglich schreibe ich 2-3 Briefe. Sonst gibt es keine Neuigkeiten.
Nochmals vielen Dank für Deine Wünsche!
Herzlichst grüßt u. küßt Dich
Dein großer Junge.