Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 22. September 1941
Köln-Dellbrück, 22. Sept. 41.
Mein lieber Rudolf!
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom Sonntag, dem 14.9.41. Vielen Dank dafür! Du hast ja einen schönen Sonntagmorgen. Ist es dort so schön? Ich möchte es auch mal sehen. Ich bin froh, daß Du keine Beschwerden hast, und schon besser aussiehst. Was kocht Ihr denn immer? Und einen neuen Rock hast Du auch? Sitzt er gut? Schade um die guten Handschuhe! Hattest Du sie liegen lassen? Du mußt Dir aber ein Paar neue kaufen, es sieht nicht gut aus, wenn Du ohne gehst! Ist der Chef zurück? Was hast Du für Arbeit? Bekommst Du nun viel Post. – Leider konnte ich Dir gestern nicht schreiben. Oma + Elli waren hier bei mir + haben hier gegessen, dann gleich nach Mittag sind wir zu Joh. gegangen und dann alle zusammen nach Paffrath. Es ist seit ein paar Tagen ganz wunderbares Wetter, klarer Himmel, heller Sonnenschein. So schöne Tage
haben wir in diesem Sommer noch nicht gehabt. Und so viele Menschen sind draußen. Alles lebt auf. Und in letzter Zeit ging es auch mit den Fliegern. – Ich wünschte nun doch, ich bekäme in Gladbach eine Wohnung. Gestern kamen wir übers Horn, hinter dem kath. Krankenhaus. Da ist es auch sehr schön. So schöne, kleine Häuser. In den letzten Tagen gibt es ja allerlei Sondermeldungen. Wenn man ja abends die Frontberichte hört, was die armen Jungen leisten, es ist unglaublich. Hoffentlich ist der Sowjet bald erledigt, ehe es Winter wird. Von hier weiß ich nichts Neues. Mir geht es Gott sei Dank noch gut! Ich wünsche auch Dir alles Gute + bin mit den herzlichsten Grüßen + Küssen
Deine
tr. Mutter.