Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 25. September 1941

Berg.-Gladbach, 26. Sept. 41

Mein lieber Rudolf!

Heute Abend schreibe ich in Gladbach. Ich bin allein, Elli hat Besuch, Josef ist hier, sie sind im Kino. Es ist dann nicht so angenehm, hier zu sein, man kommt sich so als Störenfried vor. Hätte ich doch eine Wohnung. Ich muß daran denken, wie es jetzt des Abends auch bei mir zu Hause so gemütlich sein könnte. Ich kenne ja meine Wohnung garnicht mehr des Abends. Es war doch früher, trotz aller Arbeit schön zu Hause. Ich bin doch dumm gewesen, daß ich so gutwillig die schöne Wohnung oben abgegeben habe. Aber Ruhe hätte ich doch nicht gehabt. Jetzt sind Jansens ja selbst Eigentümer, ich schrieb es Dir wohl schon. Ich werde mich jetzt noch mal intensiver um eine Wohnung umsehen. Doch genug davon. – Wie geht es Dir. Ich dachte, ich hätte noch mal etwas gehört von Dir. Dein letzter Brief ist vom 14.9. Bist Du gesund + wohlauf? Hast Du meine Briefe bekommen, auch die Päckchen? Dann wollte ich

ich Dir schon immer schreiben, Du möchtest mir doch etwas von Deinen Rauchwaren, die Du bekommst, verwahren + zuschicken. Ich kann hier manchen eine Freude damit machen, bes. vor Weihnachten. Ich bekomme hier garnichts. –

Das herrliche Wetter hält noch immer an, heute war es sehr warm. Sonntag will ich, so Gott will mit Oma für Obst zu den Bauern gehen. – In Iddelsfeld hat man sich beklagt, daß Du Dich nicht verabschiedet hast. Vielleicht schreibst Du mal hin. Wie geht’s sonst? Alles beim Alten? Hoffentlich höre ich bald etwas von Dir. Ich hoffe doch nicht, daß Du wegkommst. Nun Schluß! Viele herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter.