Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 4. Oktober 1941
O.-U. den 4.X.41
Meine liebe Mutter!
Die Woche mit all dem Neuen das sie mir brachte, mit strammem Dienst, ist zu Ende gegangen. Allmählich habe ich mich den neuen Verhältnissen angepaßt, und ich muß schon sagen, ich fühle mich in der neuen Umgebung wohl. Wie ich Dir schon schrieb ist der Chef ein feiner Mensch mit großem Können. Trotzdem er vom Adel ist besteht zwischen ihm und dem Unteroffizierkorps eine gute Verbindung, selbstverständlich weiß er die nötige Distance zu wahren. Die Unteroffiziere sind fast alle Abiturienten und Studenten. Überhaupt ist die Bildungs und Ausbildungsstufe der ganzen Batterie eine höhere.
Morgen ziehe ich auf eine andere Stube! Ich soll mit dem Spieß zusammenwohnen. Der Offiziersunterricht gefällt mir hier in der Abteilung besser, man kann sich ganz ungezwungen geben. Von zwei alten Bekannten, Kameraden der alten Batterie, habe ich Einladungen bekommen. Stn. Schulte ist der evgl. Pfarrer, von dem ich Dir sicher schon erzählt habe. Stn. Weber war ebenfalls in der 4.
Die Gegend ist wiederum auch schön.
Hohe Berge und stille Seen sind uns gewohnter Anblick. Hier besteht wieder die Möglichkeit des Skilaufs. Das Wetter ist nach einigen Regentagen, die allerdings hier trostlos sind, wieder schön geworden.
Gesundheitlich geht es mir gut! Das Essen schmeckt herrlich. Beschwerden habe ich Gott sei Dank keine!
Für Deinen lieben Brief danke ich Dir nochmals. Es ist Recht, daß Du das schöne Wetter nützt. Froh bin ich zu hören, daß der Engländer Euch zur Ruhe hat kommen lassen.
Ich denke viel an Dich! Trotzdem ich soviel geschrieben habe bekomme ich wenig Post. Schwester Elisabeth hat mir bis jetzt nur eine Karte geschrieben. Sie schrieb von einem Treffen mit Frl. Dr. Northoff und Kurt Hilgers im Cornelius Café. Hilgers hat mir einen langen Brief geschrieben. Sonst habe ich nur von Dir Post bekommen. Doch Willi hat mir auch geschrieben!
Nun liebes Mütterlein schließe ich für heute!
Mit den besten Wünschen
grüßt und küßt Dich
Dein großer Junge.