Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 11. Oktober 1941
Daheim am 11. Okt. 41
Mein lieber Jung!
Auch heute sende ich Dir einen kurzen, lieben Gruß, da ich diese Woche wenig zum Schreiben kam. Des Abend’s wird es jetzt schon immer früher dunkel, da muß ich auch schon früh fahren. Bald hätte man gedacht, es wäre nicht mehr nötig, da die Engländer uns volle 14 Tage in Ruhe ließen. Aber letzte Nacht waren sie wieder ordentlich da. Allein hier in D. sind 5 Tote in der Hünenstraße, auch allerlei Schaden. Bis 6 Uhr heute früh war Alarm. Nach solch einer Nacht ist es einem nicht sonderlich gut zu Mute. Möge unser Herrgott uns gnädig sein, damit Ihr Euer Heim + Eure Lieben noch findet, wenn Ihr zurückkommt. Bei Euch da oben ist wohl alles ruhig? Wann mag das hier einmal der Fall sein? Es nimmt doch die Nerven ordentlich mit! – Ich hoffe + wünsche, daß es Dir recht gut geht. Ich freue mich auf den nächsten Brief von Dir. Viele liebe Grüße + Küsse von
Deiner Dich l. Mutter.