Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 14. Oktober 1941
Berg.-Gladbach, 14. Okt. 1941
Mein lieber Rudolf!
Heute erhielt ich ein Päckchen von Dir, und heute Nachmittag einen Brief vom 9.X. Ist das schön, wenn so unerwartet ein Päckchen kommt, ich danke Dir recht, recht herzlich dafür. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Den Kaffee werde ich mal verwahren, die Dose Fisch auch. Und der Silberschild mit Deinem Namen ist sehr schön. Wenn Du mal einen eigenen Mantel hast, werde ich ihn Dir zurückschicken. Es ist ein schönes, immerwährendes Andenken an die lieben Menschen, bei denen Du warst. Es war ein sinniges Geschenk. Also, mein Junge, Dein Päckchen hat viel Freude gemacht. Auch für Deine lieben Briefe vielen Dank! Ich werde übermorgen, so Gott will die Hemden abschicken. Wenn Du kannst, dann kaufe Dir nur dort etwas, bes. Wäsche, die Du ja doch haben mußt. – Ich bin so froh, daß es Dir so gut dort gefällt, und daß Du garnichts mehr spürst + keine Schmerzen hast. Alles Gute weiter, mein Junge!
Schrieb ich Dir schon, daß Heinrich sehr wahrscheinlich Rüstungsurlaub bekommt, 5-6 Monate. Nun muß ich des Abends schon um 7 Uhr fahren, gestern war schon um ¼ vor 9 Uhr Alarm bis ½ 12; und heute früh nochmals von 4-5. Sie waren wieder in Köln am Friesenplatz in Kalk u.s.w. Zuletzt habe sie in Dellbrück, Refrath, Bensberg, Paffrath Kanister mit Posphor abgeworfen. Das Gemüse in den Gärten ist unbrauchbar. Morgen werden in Dellbrück die Opfer des letzten Angriffs beerdigt, aus einer Familie 3 Kinder, von 17, 15 + 13 Jahren. Eine andere Familie, deren Haus teilweise zerstört ist, hatten tags vorher Nachricht bekommen, daß der Sohn im Osten gefallen sei. Bittere, harte Schicksalsschläge. Möge der liebe Gott und seine hlg. Mutter uns beschützen. Bete auch für mich, mein Junge. Nun will ich für heute schließen.
Nochmals vielen Dank für Dein liebes Päckchen + herzlichen Gruß + Kuß
Deine
Dich l. Mutter.