Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 16. Oktober 1941
Berg.-Gladbach, 16.X.41
Mein lieber Rudolf!
Auch heute sollst Du einen lieben Gruß haben. Wie geht es Dir? Bist Du gesund + guten Mutes? Ich hoffe es doch! Hast Du viel Dienst? Ist die Post jetzt regelmäßig? So Gott will gehen morgen 2 Oberhemden an Dich ab. Wie ist das Wetter? Sorge nur, daß Du gut warm bist. Bekommst Du nun mehr Post? Hast Du nun auch die Päckchen von mir bekommen, eins mit einem Buch + eins mit etwas Gebäck? –
Hier ist bei uns noch alles in Ordnung, obwohl uns die Engländer wieder jede Nacht besuchen, und jede Nacht etwas anrichten. Gestern wurden die 5 Opfer in Dellbrück feierlich beerdigt. Sie waren auf dem Schulhof aufgebahrt + dort war die Feier unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Heute hörte ich, daß Fritz Höntgesberg gefallen ist, er sei verlobt gewesen. Für die Eltern schrecklich, nun war er fertig und nun mußte er sein Leben opfern. Auch ein Junge namens Schulz aus der Gemarkenstraße + einer
mit Namen Wolf aus der Strundenerstr., ein Leutnant, sind gefallen. So grausam ist der Krieg. – In unserer Familie ist gottlob alles beim Alten. Heinrich denkt nun jeden Tag, er bekommt Urlaub. Johanna ist bald aus dem Häuschen. – Sonst nichts Besonderes. Für heute Schluß. Wir wollen schlafen gehen, nachher kommt der Engländer, dann ist’s aus mit dem Schlaf. Also, mein Junge alles Gute + „Gott befohlen“. Herzlichst grüßt + küsst Dich
Deine Mutter.