Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 17. Oktober 1941
O.-U. den 17.X.41
Mein liebes Mütterlein!
Heute erhielt ich Deine lb. Briefe vom 11. und 12.X. Recht herzlichen Dank dafür! Die Post geht von hier prima, was? Wir liegen ja auch gleich wieder an der Bergensbahn. Zur 4. war der Weg ja auch bedeutend weiter. Jetzt bin ich wieder etwas näher bei zu Hause.
Mir geht es gut, was Du ja auch sehen kannst, wenn Du das beiliegende Bildchen betrachtest. Ich bin frohgemut und guter Dinge und bitte den lieben Gott, daß er Dir auch wieder Frohsinn und Mut gibt. Einmal geht der Krieg ja zu Ende, dann hört auch Dein Alleinsein auf. Dann gibt es wieder Betrieb in der Bude. Es ist man nur ein Übergang. Ich verstehe es gut, daß es Dir schwer wird. Leider kann ich Dir nun nicht helfen. Mütterlein, manche Mütter können ihren Jungen nicht einmal mehr schreiben, da kommt keiner mehr zurück. Bis jetzt hat der Herrgott uns beschützt und auch in Zukunft wird er es tuen, wenn er es will. Ich bete für Dich! In Rußland ist bald Schluß mit dem gewaltigen Ringen. Dann bekommt der Tommy sein Teil. Die längste Zeit hat er Euch beunruhigt, ganz bestimmt. Schade, daß immer soviel Blut vergossen wird. Wir Soldaten sind stolz auf unsere tapfere, opferbereite Heimat.
In den Briefen fragst Du nach meiner Stellung in der neuen Einheit.
Ich bin hier B.-Offizier, eine Offiziersstelle. Der Chef glaubt, daß ich bei Ihm befördert werde. Am Sonntag gehe ich zu einem 10tätigen Kursus. Es wird interessant werden.
Heute erhielt ich auch einen Brief von Maria, weißt Du, das Putzmädchen von der Urol.-Abtlg., sie schreibt im Namen von Schwester Perseveranda. Sie selbst schreibt auch einige Zeilen. Man hätte mich nicht vergessen. Sie hätten viel Arbeit 79 Operationen pro Tag. Ich fehlte an allen Ecken und Enden. Selbst der Oberarzt hätte gesagt, daß er mich vermißte. Man wird froh, wenn man hört, daß man nicht nur gut gelitten war sondern daß sie einen auch gebrauchen könnten. Anscheinend hat sie bemerkt, daß Schwester Elisabeth mir mehr bedeutet hat als nur Pflegerin. Sie erzählt von ihr, daß sie ihr immer noch helfen kommt und immer frohgemut ist, es wäre bewunderungswert. Ja, tatsächlich sie ist ein tapferes Mädchen. Solcher Umgang fehlt Dir!
Heute bekomme ich das Buch „Ola die Schwedin“ aus. Es hat mir gut gefallen.
Arbeit habe ich hier genug. Der Chef spannt uns ein. Er verlangt rege Mitarbeit. Das geistige Niveau des Uffz-Korps ist hier auch wesentlich höher. Man kann sich hier wohlfühlen.
Schluß for i dag.
Gruß und Kuß
von Deinem Jungen.
Schmidt, von Zimmer 177 ist an dem Nierenkrebs in Essen gestorben. Er war auch noch jung. Die arme, kleine Frau tut mir leid. Sie hatte immer noch Hoffnung.