Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 19. Oktober 1941
Berg.-Gladbach, 19.10.41
Mein lieber Junge!
Es ist Sonntag-Abend. Wir sitzen hier in der warmen Stube, draußen regnet es. Heute früh war das Wetter schön. Ich fuhr nach Hause, habe etwas gearbeitet + gekocht + bin am Nachmittag nach hier zurückgekehrt. Wir sahen im Kino „Friedemann Bach“, es war schön. – Gestern erhielt ich am Nachmittag 2 liebe Briefe von Dir, vom 12. + 13.X. Aus ihnen ersehe ich, daß es Dir gut geht, daß Du wohlauf + zufrieden bist. Mein Päckchen mit dem Buch hast Du also erhalten, ich habe noch ein ähnliches von Norwegen gekauft, ich schicke es Dir in den nächsten Tagen. Du kannst sie dann ja gelegentlich zurückschicken. Ich schrieb Dir ja, wie sehr ich mich über Dein Päckchen gefreut habe. Ja Rudolf, auch ich erinnere mich gern der schönen Stunden + Tage, als Du hier warst. Ja, so Gott will, kommst Du zurück, ich will schon gerne warten. Wenn ich an die vielen Eltern denke, die ihre Jungens schon verloren haben, so jetzt
auch Höntgesberg, es ist doch schrecklilch! Ich bin froh, daß Du nun mehr Post bekommst. Auch würde ich ich mich über eine baldige Beförderung freuen, steht es Dir doch wirklich zu. – Karl-Heinz Perger ist in Urlaub, er ist jetzt Uffz. + hat einen Offz. Lehrgang mitgemacht. Am 18. Nov. beginnt das neue Semester. Na, hoffentlich kommst Du auch einmal daran. Mit einem Radioapparat werden wir noch warten müssen. Josef hat ja keine Verbindung mehr mit Holland. Mit der Wohnung wird es auch noch nichts werden. Ich muß geduldig sein, + das will ich gern. Mir geht es gesundheitlich gut. Also bei Euch ist es schon so kalt? Hier kommt der Winter scheinbar spät, das Laub fängt jetzt erst an zu färben. Ja in Rußland leisten unsere Truppen Übermenschliches. Möge unser Herrgott uns weiter helfen. Nächsten Sonntag ist Christkönigsfest; dann steht Allerheiligen vor der Tür, und nicht manche Woche, dann ist wieder Weihnachten! Das dritte Mal im Kriege. Gebe Gott, daß es das letzte Mal ist. So, nun will ich noch etwas lesen. Bleibe gesund + froh, mein Junge + sei herzlichst gegrüßt + geküsst von
Deiner Mutter.