Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 21. Oktober 1941
Berg.-Gladbach, 21.X.41
Mein lieber Rudolf!
Einen lieben Gruß möchte ich Dir senden. Ich bin jetzt des Abends schon um 7 ½ Uhr hier, habe also ziemlich Zeit. Zu Hause kann ich allerdings besser schreiben. Hier das Radio stört mich etwas. Ich kann meine Gedanken dann nicht so gut sammeln. – Wie geht es Dir, mein Junge? Ich hoffe bald noch einmal einen lieben Gruß zu bekommen. Hast Du noch immer noch viel Dienst? Da kommst Du wohl nicht mehr viel zum Lernen? Was mußtest Du für einen Kursus machen? Vor allem, hast Du keine Beschwerden. Kannst Du alles vertragen, was gekocht wird? Also hörst Du aus Nippes noch allerlei.
Hier ist alles in Ordnung. Wir haben noch mal 3 Nächte schlafen können. Heute Abend ist es aber klar, ich fürchte, es dauert nicht lange, und wir haben Alarm. Wann mag das einmal zu Ende sein. Hoffentlich erleben wir es. Heute habe ich noch Aepfel, die Oma mir
mir gebracht hat, eingekocht. Sie holt sie in den Bergen. In der Familie ist noch alles beim Alten. Arbeit habe ich auch noch immer. Neues gibt es hier nicht.
In Rußland geht es ja nun schnell vorwärts. Es ist kaum zu fassen, was da geleistet wird. Bei Euch ist wohl alles ruhig. Nun für heute Schluß. Empfange viele herzliche Grüße + einen Kuß
Deine Mutter.