Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 25. Oktober 1941
O.-U. den 25.X.41
Mein liebes Mütterlein!
Ein Sonntag kommt wieder, eine Woche des Lehrgangs ist um. Nochmal eine Woche dann geht’s zurück zur Batterie. Riesig schnell vergehn die Tage, vielleicht kommt das durch den interessanten Dienst. Auch gestern hatten wir wiederum Scharfschießen, leider war durch schlechtes Wetter, Nebel und Schnee, die Sicht mistig. Trotzdem hat alles geklappt.
Mir geht es gut! Immer wieder kann ich nur dasselbe sagen. Vielleicht habe ich Glück, daß die Koliken nur einmalig waren. Nach dem Kursus werde ich zum Arzt gehen und eine Röntgenkontrollaufnahme beantragen. Ich muß doch wissen ob die Steine wachsen, damit ich vorbeugen kann, sollte das der Fall sein.
Wie schon gesagt ist der Winter nun auch bis zur Talsohle gekommen. Vergangene Nacht hat es ordentlich geschneit, bald kommt die schöne Zeit des Skilaufens. Hier können wir ordentlich Wintersport treiben. Das Skigelände ist geradezu ideal. Immerhin muß ich etwas vorsichtig sein! Man wird doch klüger, wenn man einmal auf der Nase gelegen hat.
Neuigkeiten kann ich Dir im Augenblick nicht mitteilen. Unser Leben verläuft hier gleichförmig und soweit der Dienst es erlaub auch ruhig.
Radio haben wir hier im Lager nicht, selten bekommen wir eine Zeitung zu sehen, d. h. Tageszeitung. Bei der Batterie haben wir es da besser. Auf unserer gemütlichen Bude haben wir einen großen Radioapparat und täglich bekommen wir die deutsche Zeitung in Norwegen. Da ist man immer auf dem Laufenden.
In Rußland geht es zu Ende. Wir werden eine gewisse Linie halten müssen aber doch viele Truppen frei bekommen. Dann kann es gegen England gehen! Vielleicht sind wir nächstes Jahr daheim, sind wir einmal Optimisten. Warum sollen wir auch den Kopf hängen lassen bis jetzt ist wohl Alles nach Plan gegangen.
Heinrich kommt also wieder nach Haus, wieso Rüstungsurlaub? Kommt er in einen anderen Betrieb? Was gibt es sonst? Ich hoffe Du bist wohlauf! Schickst Du mir nochmals etwas zum Lesen. An die Bücher kommt nichts, sobald ich sie gelesen habe verschließe ich sie in meiner Kiste.
Warst Du schon in Paffrath wegen der arischen Abstammung? Denke bitte auch daran, wenn Du Zeit hast natürlich! Was macht die Arbeit?
Hier in V. während des Kurses habe ich schon 3 Filme gesehen: „Reitet für Deutschland“, „Der liebe Augustin“ und Wochenschauen. Mein Stubenkamerad, Horst Rüberg, weißt Du, ich war mal in der Neußerstraße bei seiner jungen Frau, seine Schwiegermutter brachte ein Päckchen zu uns heraus, ist Vater geworden. Das Hallo kannst Du Dir vorstellen.
Und nun Schluß! Ich sende Dir einen lieben Sonntagsgruß!
Viele Grüße und Küsse von Deinem Jungen.