Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 1. November 1941
O.-U. den 1.XI.
Mein liebes Mütterlein!
In der Dämmerstunde des Allerheiligentages, der herrlich sonnig war und trotz der Kälte (12°-15° minus) die schöne Schneelandschaft vergoldete, sitze ich mit Ruhe an Deinem Brief. Der Kursus ging heute früh mit der letzten Schießbesprechung beim Regtm.-Kommandeur zu Ende. Er war interessant und hat uns manche militärwissenschaftliche Neuigkeit gebracht. Nun sitze ich wieder in der gemütlichen Stube, die der Spieß in meiner Abwesenheit weiter gemütlich eingerichtet. Wir haben nun endlich wieder einen großen Radioapparat.
Jetzt schlägt uns keiner mehr hier heraus.
Deinen lieben Brief vom 24. Okt. habe ich bekommen. Vielen Dank! Warum verwahrst Du denn die Büchsen ich schicke Dir jetzt laufend etwas. Esse tüchtig und bleib‘ mir gesund!
Mir geht es weiterhin prima. Bis jetzt hat die Kälte mir noch nichts angehabt. Essen tue ich tüchtig und soviel wie eben möglich kaufe ich mir Obst. Es gibt nur Äpfel, Kostenpunkt 1,50 Kr.
Du fragst nach dem Herausgeber des anatomischen Atlas. „Prof. Sobotta“ Bonn. 2. Band Er enthält die inneren Organe. Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir diesen Band schicken würdest.
Post komm jetzt häufiger. Heute erhielt ich einen netten Brief von
meinem Klassenkamerad Dr. med. Beitz. Wir wollen diesen Briefwechsel weiter pflegen und uns später häufiger treffen. Er ist im Beruf restlos glücklich und glaubt, daß ich es auch werde.
Hilgers ist in Iserlohn, dort macht er aber nur Innendienst. Im Lazarett Nippes geht alles den alten Gang. Onkel Arnold schrieb wieder seinen interessanten Tatsachenbericht. Nottbrock hat mir geschrieben, er war in Ferien in Wiesbaden und auf einer Sportveranstaltung in Krössinsee.
Viele alte Bekannte traf ich im Kursus. Beimann und Brand von der 4. waren da. Viele Alte aus der 7. Battr. A.R. 16.
Ich bin riesig neugierig auf das gekaufte Neue für unser Zimmer. Ich kann mir im Moment garnicht vorstellen, was Du jetzt kaufen kannst. Warum haben Goyerts das längst nicht in Ordnung gebracht mit dem Rahmen? Das ist aber kein Kundendienst. Für heute schließe ich nun, morgen erzähle ich weiter.
Ich wünsche Dir gute Gesundheit und Alles, Alles Gute.
Gruß und Kuß
sendet Dir
Dein großer Junge.