Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 5. November 1941
Berg.-Gladbach, 5. Nov. 41
Mein lieber, lieber Junge!
Nun will ich Dir noch herzlich für Deinen lieben Brief danken vom 29.X.41. Ich kann mir die Neuigkeit schon denken, nachdem ich heute die Zeitung gelesen habe. Ich meine, die neue Verordnung betr. des Studiums. Die Vorbedingungen sind ja da. Hoffentlich bist Du dabei! Ob Ihr kaserniert werdet? Nun bin ich gespannt, was Du weiter berichtest! Und gesund bist Du gottlob auch! Ja, noch können wir Gott täglich danken. –
Ich bin heute Abend redlich müde. Ich bin umgezogen. Da wir so wenig Brand bekommen, konnte ich die Küche nicht vollauf heizen. So habe ich die Küche ins kleine Zimmer gemacht. Leider ist Dein kleines, nettes Zimmer weg. Ich habe in der Küche Dein Arbeitszimmer gemacht. So recht gefällt es mir ja nicht, aber, wenn mal alles in Ordnung ist, wird es ganz schön. So haben wir wieder einen Raum, wenn mal Besuch da ist, zum Essen. Ich denke, es gefällt Dir auch. Nur müßte alles
gemacht werden. Aber daran ist nicht zu denken jetzt! – Ja, mein Junge, ich denke viel an Dich und ich bete für Dich! Auch bei uns ist der Winter schon eingekehrt. Stellenweise liegt noch Schnee und es ist bitterkalt, 3 Grad haben wir auch. Für heute mache ich Schluß, ich bin müde.
Herzlichst grüßt + küsst Dich
Deine
alte Mutter.