Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 11. November 1941
Köln-Dellbrück, 11. Nov. 41
Mein lieber Rudolf!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 4.11., den ich gestern beantworten wollte. Aber ich habe den Daumen verletzt und kann nicht gut schreiben. – Also bei Dir sieht es schon so weihnachtlich aus. Hier nicht mehr, es ist nicht mehr so kalt. Ich würde mich freuen, wenn Du mir vor Weihnachten etwas zum Backen schicken könntest, das müßte aber bald sein. Warst Du in Gol? Wie ist es? Kann man Dir das Geld nicht schicken, Du könntest es dann zu Lindh’s besorgen. – Ist denn dort auch ein Kino? Das ist ja schön, da habt Ihr etwas Abwechslung. Ist der neue Chef schon da? Hast Du die Führerrede gehört. Da bekommt man wieder Mut. Im Osten wird ja übermenschliches geleistet. Die Jungens, die dort kämpfen, lernen den Krieg mit allem Schrecken kennen. Wer weiß, vielleicht kommt Ihr auch noch dran. Lt. Winkler, der zuerst bei Jansen war als Uffz. ist auch gefallen, wie Lt. Grundig schrieb. Es war so ein feiner Kerl, Lehrer, ich erzählte Dir ja von ihm. Gestern wurde Baumhof beerdigt, am Donnerstag Frau Frank.
Elli + ich sind seit Sonntag hier in Dellbrück. Elli hat keinen Brand. Vielleicht sind wir ja auch noch nächste Woche hier. Wir müssen nun in die Schule in den Luftschutzkeller. Wenn das doch einmal vorbei wäre, dann bliebe ich lieber zu Hause. Es ist doch gemütlicher, auch alles bequemer. Auch Elli ist gern hier. Arbeit ist jetzt nicht viel, nur S.A. Krawatten, nicht gut zum Arbeiten. Aber man muß jetzt nehmen, was kommt. Nun schließe ich, der Finger tut mir zu weh. –
Alles Gute, mein Junge, bleibe gesund + froh, + empfange recht herzliche Grüße + einen Kuß
von Deiner
Mutter.