Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 14. November 1941
O.-U. den 14.XI.
Meine liebe, gute Mutter!
Will heute wieder einen ausführlichen Brief schreiben und Dir für Deine lieben Worte vom 5.XI. danken. Ich freue mich riesig auf meinen Urlaub wenn ich bedenke welche Veränderungen ich in unserem Heim antreffen werde. Die Umstellung der Möbel, die neue Stehlampe und der Teewagen werden mir bestimmt gefallen, haben wir doch den gleichen Geschmack. Wir haben ein gemütliches Zuhause! Wenn die Wohnung nach dem Krieg in Ordnung gebracht ist kann uns jeder besuchen, ohne daß wir uns zu schämen brauchen. Wir haben schon manch schönes Stück.
Vielleicht findet sich nach dem Krieg auch eine ansprechende Wohnung. Wie Du es bestimmst und gerne hast wird es gemacht. Ich bin damit zufrieden.
Du hast richtig erraten, was ich mit der großen Freude und Überraschung gemeint habe. Aber es wird nichts! – Abgelehnt - , weil unentbehrlich! Wir haben soviele Kameraden nach Finnland abgegeben, daß das Regt. alle anderen Abstellungen ablehnen muß. Auch so bin ich zufrieden! Nach Krieg habe ich ja allerlei Vergünstigungen. Der Schulkamerad Beitz schreibt mir auch, daß mein Plan richtig sei und ich doch noch früh genug in unseren schönen Beruf hereinkomme. Ich arbeite fleißig weiter und nütze die Zeit
soweit wie möglich. Wenn es Dir möglich ist, schickst Du mir ja den 2. Anatomie-Atlas.
Mit dem Offz. scheint es nun doch zu klappen, darum bitte ich Dich nochmals Dich um die arische Abstammung zu kümmern, weil ich dieselbe nachreichen muß, d. h. den Nachweis.
Gesundheitlich geht es mir ausgezeichnet, seelisch könnte man mehr Anregungen gebrauchen. Na, - auch der Krieg geht vorüber!
Im Großen und Ganzen gesehen bin ich zufrieden. Im Augenblick trinke ich Zinnkrauttee und nehme täglich 3 Calcipot-Tabletten. Bleibt mein Gesundheitszustand so bin ich froh und gut zufrieden.
Was macht Deine Arbeit? Wie geht es Dir denn? Bist Du sehr
nervös und ängstlich der engl. Flieger wegen oder tut die Ruhe in Gladbach noch immer ihre Wirkung? Hast Du nochmals etwas von Deinen Ferienbekannten gehört? Ist Heinrich noch zu Hause? Handelt es sich bei ihm doch nur um Erholungsurlaub oder bleibt er länger? Ellis Josef kommt aber häufig in Urlaub? Na, ich gönne es ihnen. Vielleicht komme ich auch bald an die Reihe.
Der Dienst geht immer weiter. Daß wir einen neuen Chef haben, schrieb ich Dir ja schon. Ich kann es gut aushalten. Der Dienst nimmt mich einen halben Tag in Anspruch, die andere Hälfte habe ich für mich. Und nun mache ich für heute Schluß.
Herzlichst grüßt und küßt Dich mit den besten Wünschen
Dein Junge.
Viele Grüße an alle Bekannte!