Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. November 1941
Köln-Dellbrück, 16.11.41
Mein lieber Junge!
Nun muß ich mich für Deinen lieben Brief vom 10.11. bedanken. Ich bin so froh, zu hören, daß Du gesund bist. Ich hatte einige Tage nichts gehört, und da Du im letzten Brief schriebst, Du tränkest Tee, hatte ich Sorge, Du möchtest wieder Beschwerden haben + liegen müssen. Gottlob, daß es nicht so ist! Dann ist das Päckchen mit den Hemden aber lange unterwegs gewesen. Es dauert überhaupt lange, bis die Päckchen dort einlaufen. Nun müssen wir hier ja warten, bis Ihr uns Bescheid gebt, daß wir die Weihnachtspäckchen absenden können. Heute habe ich mit dem Backen begonnen. Ich bin in diesem Jahr schnell damit fertig. Du hast wohl nichts bekommen dort dafür? –
Ich danke Dir für die lieben Grüße aus Gol! Ich kann mir denken, daß sie sich gefreut haben. Ja, ich werde wohl in diesem Jahre Gerd kein Päckchen schicken können zu Weihnachten. Mal sehen. Ich müßte es wohl an Dich senden? Also dort ist schon rechter Winter. Hier ist seit gestern milderes Wetter, nach ein paar sehr kalten Tagen. Auch in dieser Woche sind wir noch in Dellbrück. Mittwoch will Elli hier ein bischen Namenstag feiern. Am Samstag kommt Josef voraussichtlich in Urlaub. Ich schrieb es Dir ja schon. Vor einigen Tagen wurden auch die Flieger-
opfer beigesetzt! Johanna arbeitet schon fleißig für Weihnachten für Hanni + Liesel. Ich habe noch nichts. Man kann noch nichts kaufen, am 29.11. beginnt der Weihnachtsverkauf. Hanni möchte ein Kaffeeservice haben. Schrieb ich Dir schon, daß Heinr. vielleicht auch Weihnachten wieder in Urlaub kommt? Und wie ist es mit Dir? -----.
Hast Du noch viele Arbeit? Habt Ihr einen neuen Chef? Hast Du noch nichts gehört über die neue Sonderverordnung betr. des Studiums. Die Vorbedingungen wären bei Dir doch erfüllt?
So, nun Schluß für heute, ich weiß nichts mehr. Alles Gute + „Grüß Gott“ mein Junge.
Einen Kuß von
Deiner Mutter.