Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 18. November 1941
O.-U. den 18.XI.
Mein liebes Mütterlein!
Leider geht die Post wiedereinmal unregelmäßig sodaß ich einige Tage ohne Nachricht von Dir bin. Ich hoffe aber, daß es Dir gut geht, und Du wohlauf bist. Von mir kann ich letzteres ohne Erröten sagen. Nachdem ich das Kalkpraeparat „Calcipot“ von den Tropon Werken in Mülheim nehme, fühle ich mich ganz besonders wohl. Vor 14 Tagen hatte ich nicht so rechten Appetitt, heute esse ich nun wieder wie ein Scheunendrescher. Selten hat es mir so gut geschmeckt. Das Wetter ist jetzt konstant, fein kalt und windstill, mittags scheint die Sonne in’s Tal.
Hast Du beide Päckchen bekommen? Hoffentlich kannst Du etwas damit anfangen! Jedenfalls ist es gut gemeint, Du verstehst mich, - es gibt ja leider nichts mehr zu kaufen. Schon zwei Filme sahen wir diese Woche, „Meine Tochter lebt in Wien“ und den aktuellen „Ich klage an“. Du siehst, wir werden auf dem Laufenden gehalten. Vielleicht fahre ich Freitag nach Gol bzw. nach Oslo um für die Batterie d. h. für die Kameraden Weihnachtsgeschenke zu besorgen.
Wir müssen uns frühzeitig darum kümmern sonst stehen wir Weihnachten mit leeren Händen da. In Frage kommen Pfeifen, Tabaksbeutel, Geldbörsen, Rasierzeuge, Taschenlampen, Alben, Schreibmappen usw. Hoffen wir, daß unsere Reise sich lohnt.
Schonjetzt freue ich mich riesig auf den Urlaub. Ich denke, daß ich im Januar komme. Sonst gibt’s nichts Neues.
Viele, viele liebe Grüße und Küsse
sendet Dir
Dein Junge.