Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 1. Januar 1942
Daheim am Abend des 1.1.42.
Mein bester Junge!
Heute Abend, wo ich allein bin, und mit großer Sehnsucht an Dich denke, sollst Du einen lieben Gruß haben. Wie oft dachte ich heute an Dich, daß Du noch immer unterwegs bist. Es ist doch sehr, sehr lang, diese Reise! Ich hoffe + bete, daß alles gut geht! Du mein Bester. Wenn Du mal wieder zu Hause warst, dann ist mir das Alleinsein nachher doppelt schwer, und dann muß ich mir das Leid vom Herzen schreiben. Ich freue mich auf einen lieben Gruß von Dir. Hast Du auch nicht gefroren? Bitte, ziehe Dich wärmer an, vor allem die Leibbinde, wenn Du Übung hast! Tu es auch.
Heute war Onkel Martin mit Fam. hier bei T. Stina. Sie sind schon früh wieder fortgefahren. Sie können sich jetzt auch schön helfen. Alle, außer Nettchen verdienen, der Sohn mehr als der Vater. Bernhard ist der Typ vom Fritz in Heusenstamm
fast so lang und fast redet er auch so viel. Nur, daß er nicht so aufschneidet. Ich soll nun unbedingt mal kommen. Wenn ich meine Zähne in Ordnung habe, so Gott will, fahre ich mal hin.
Heute fand ich auch Deine Taschenlampe, die Du vergaßest. Sobald die Sperre aufgehoben ist, schicke ich sie Dir. Briketts habe ich noch keine. Ich sollte sie mir holen, sagte man mir bei einem telefonischen Anruf.
Nun Rudolf Schluß für heute.
Empfange viele herzliche Grüße + einen treuen Kuß
von
Deiner Mutter.