Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 4. Januar 1942
Zu Hause, Sonntag den 4.1.42
Mein lieber Rudolf!
Nun hoffe ich, daß Du in Deinem Bestimmungsort glücklich angelangt bist. Hast Du Dich schon ausgeschlafen? Alles gut überstanden? Hattest Du genügend Verpflegung, und war die Kälte nicht allzu groß? Hast Du die Päckchen alle in gutem Zustande vorgefunden? Wie ist es nun? Bleibst Du noch an der alten Stelle oder geht es gleich fort? Du denkst auch, Mutter will so Vieles auf einmal wissen. Ja, mein Junge, alles interessiert mich.
Heute habe ich Dich sehr vermisst. Jetzt sitze ich im warmen Wohnzimmer allein. Vorgestern hat H. Röhrig mir 25 Ctr. Briketts geholt, ich habe sie selbst in den Keller getragen, ich hatte einen ordentlichen Muskelkater. Na, ich kann aber heizen. Dann hat man mir eine neue Stelle angetragen, der Schwager von Frau
Kowalski. Ich sollte für 100 Mann vom S.H.D. kochen bei Lenzen, von morgens 8 bis zum Nachmittag. 4 Frauen hätte ich zur Hilfe für Gemüseputzen + Kartoffelschälen darunter Fr. Mosbach. Ich wäre für alles verantwortlich. Natürlich auch an Sonn- + Feiertagen. Bezahlung nicht glänzend, dafür, und das wurde bes. hervorgehoben, freies Mittagessen. Ich habe aber abgelehnt. Wenn ich mich schon verändere, dann will ich es doch besser haben + mehr verdienen. Was meinst Du? – Willi ist auch wieder fort. Heute war ich mit T. Finchen in Gladbach bei Elli. Dem kleinen Fritz geht es auch besser. Und nun Schluß. Ich freue mich auf Deinen nächsten Brief von dort! Bleibe gesund + froh + empfange viele herzliche Grüße + Küsse
Deine
Mutter.