Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. Januar 1942

O.-U. den 6.1.

Mein liebes Mütterlein!

Will wieder ein wenig mit Dir plaudern und Dir von meinem Leben hier etwas erzählen. Es ist Alles noch gut und beim Alten. Das Wetter ist wieder prächtig kalt und morgen denke ich wieder einmal skizulaufen. Heute war es -18°C. Nett kalt, was? Der neue Chef gefällt mir, er ist sehr ruhig aber korrekt und gegen sich selbst sehr streng. Mein Stübchen ist recht gemütlich, gerne sitze ich hier und arbeite. Samstag werde ich wohl nach Gol fahren.

Du kannst Dir denken, daß ich mich darauf freue. Anfang nächster Woche werde ich auch Dir wieder ein Päckchen schicken.

Was machst Du nun, hast Du immer noch die Wehrmachtskravatten? Wie schmeckt die Arbeit nach den Festtagen? Ich sehe Dich in der kleinen, gemütlichen Küche sitzen und arbeiten. Ich bin sehr beruhigt, weil ich nun weiß, daß Du zu Hause bist und vor allen Dingen Dich nicht mehr zu sehr ängstigst. Ich erinnere mich gerne an die schönen Urlaubstage.

Ich habe meine Taschenlampe liegen lassen, würdest Du mir sie schicken können?

Durch den Kälteeinbruch haben wir herrliches Nordlicht, selten habe ich so schönes gesehen. Vergangene Woche war ich im Kino, ich sah: „Hallo Janine!“

Was machst Du denn zu Deiner Unterhaltung? Liest Du viel? Hast Du Männchen fleißig besucht? Wie geht es ihm?

War Oma noch einmal bei Dir, und habt Ihr von Heinrich schon Nachricht?

Wir haben gestern den Weihnachtsbaum entfernt, schade, Du behältst ihn doch sicher bis Lichtmeß.

Und nun mache ich Schluß ich muß noch eine Kontrolle machen.

Gruß u. Kuß
Rudolf.