Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. Januar 1942
O.-U. den 8.1.42
Mein liebes Mütterlein!
Vielmals danke ich Dir für Deinen lieben und herzlichen Sylvesterbrief. Ja, Mütterlein, wir haben wieder einmal Abschied nehmen müssen und auch diesmal wollen wir es uns nicht zu schwer machen, wir müssen diesen Krieg hinter uns bringen, unser Wunsch und unsere Freude sei dann der kommende Frieden. Wollen wir den Krieg als Prüfung und als Mittel zur Reife betrachten. Gott hat auch ihm seinen Sinn gegeben. Ich bin so froh, daß wir uns gut versehen, daß wir ein schönes und gemütliches Heim haben und schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Urlaub. Ich hoffe, daß Du im nächsten Brief von Deiner Arbeit, von Deinem Alltag schreibst. Du weißt, gerne teile ich Deine Sorgen. Auch glaube ich Dich wieder an den Zahnarzt erinnern zu müssen! Habt Ihr schon etwas von Heinrich gehört? Sollte sich seine Feldpostnummer ändern, schreibe mir bitte die Neue.
Hier Alles in Ordnung! Ich bin wie immer – gesund und guter Dinge. Wir hatten wieder große Fleichportionen, ein hest hatte sich die Gräten gebrochen. Würdest Du solche Leckerbissen auch mitessen?
Es ist kalt aber trocken. Wundervolle Nächte ziehen jetzt über den Norden.
Im Hinblick auf baldige Besichtigungen ist der Dienst strammer und länger geworden. Wir müssen im Augenblick ordentlich ran. Schaden tut das aber nicht, eigentlich macht es uns allen Spaß. Abends sinkt man müde in die Koje und schläft herrlich. Ich komme diese Woche noch nicht nach Gol, ich muß es auf die nächste verschieben. Sicherlich warten die Guten schon mit Ungeduld auf mich. Sonstige Neuigkeiten kann ich Dir nicht mitteilen.
Alles Gute wünsche ich Dir
und sende Dir frohe Grüße und
einen herzlichen Kuß.
Dein Junge.