Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 16. Januar 1942
O.-U. den 16.1.42
Mein liebes Mütterlein!
Nun bin ich im Besitz Deiner lieben Briefe vom 7. und 9. Ich weiß jetzt, daß Du ruhig bist, weil ich eine schöne Reise hatte und wohlbehalten hier angekommen bin. Ich danke Dir für Deine lieben Grüße und wünsche von Herzen, daß Dir Deine Zähne bald keine Schmerzen mehr machen. Halte nur durch, Du wirst es nicht bereuen, wenn Dein Gebiß wieder in Ordnung ist hast Du manchen Krankheitsherd beseitigt. Wie geht es Dir denn sonst? Ich will hoffen, daß Dir die Spritzen nicht allzuviel Beschwerden gemacht haben. Mit Dr. Müller bist Du also zufrieden?
Warum machen sich Oma und Johanna denn so viele Gedanken? Tausende, Millionen teilen mit ihnen dasselbe Geschick. Wer weiß ob Heinrich überhaupt eingesetzt wird! Erst müssen sie einmal seine Briefe erhalten und überhaupt hören wo er steckt. Du mußt ihnen etwas Mut machen!
Hier oben gibt es außer einer neuen Kältewelle nichts Besonderes. Wir haben jetzt rund -25°. Gestern hatten wir Schulschießen. Man ist ordentlich froh wenn man wieder im Bau sitzt. Unser Frohsinn und unser Humor frieren aber nicht ein, wir sind ja Kälte allmählich gewöhnt.
Deine Leibbinde hält ordentlich warm, bei Nachtübungen und Nächten im Zelt habe ich sie ausprobiert. Bilanz: Gesund und munter, nicht kaputt zu kriegen.
Vom Urlaub werde ich noch lange zehren. Auch mir war es so als wenn ich garnicht von Hause weggewesen wäre. Für unser Verstehen, für den Frieden und für unser schönes Heim wollen wir dem Herrgott danken.
Noch immer bin ich nicht nach G. gekommen. Ab morgen muß ich den Spieß vertreten, weil er in Urlaub geht. Ich muß also noch etwas warten. Gerd u. Fr. Lindh haben mir aber auch geschrieben, daß sie am Sonntag, den 18.1. nicht zu Hause sind, sie fahren auf Besuch zu Randi.
Morgen denke ich, werde ich ein Päckchen abschicken, vielleicht freust Du Dich!
Im Moment weiß ich nichts mehr! Ich mache Schluß!
Mit vielen guten Wünschen
und einem festen Kuß
grüßt Dich
Dein Junge.