Köln-Dellbrück, 27. Jan. 42

Mein lieber Rudolf!

Vielen Dank für Deine lieben Briefe vom 17. + 19.1., die ich zusammen erhielt! Also Dir geht es gut, gottlob. Auch ich bin gesund + munter, trotz der großen Kälte. Gestern früh war es nicht mehr so kalt, gestern mittag taute es, dann am Nachmittag kam ein mehrstündiger Schneesturm + wieder fiel das Termometer. Heute früh waren es 24°. Was sagst Du jetzt? 25 cm. hoch liegt der Schnee. Ich habe gestern im Hof gemessen. Ältere Leute als ich können sich nicht an so viel Schnee hier bei uns entsinnen. Die Bahnen verkehren unregelmäßig. Eine Stunde brauchte ich heute früh bis nach Köln. In der Stadt fallen die meisten Straßenbahnen aus. Gestern Abend hatten wir kein Licht. Du siehst, auch wir hier haben ordentlich Winter. – Mit dem Nähen von Schneeanzügen (keinen Anoraks) ist Schluß. Wir nähen schwarze Wehrmachtskrawatten. Ich habe etwa 10 Dzd wieder zurückbekommen,

weil sie zu kurz sind. 118 lang waren sie, als sie aneinander waren, nach dem Bügeln 123 cm. Ich muß sie 126 lang haben; deshalb muß ich 10 Dzd aufmachen, die sind 3 x abgesteppt. Ich bin so ärgerlich. Fr. Severin ist so unbeliebt jetzt. Alte Näherinnen, die 25+ 30 Jahre da sind, hatten dasselbe. Ich sagte, sie sollen sie länger schneiden, da hieß es sparen. Das ist am falschen Ende gespart. Na, auch da komme ich drüber. Bei mir ist Fr. S. unten durch. –

Von Heinrich hörten wir noch nichts. Heute war Fr. Plantz in der Bahn. Sie hätten nur 5 Grad Wärme in der Wohnung. Jeden Tag muß sie zum Büro, weil sie kein Frl. mehr haben. Es soll wohl nicht mehr dran herumkommen. In der Jugend hat sie es gut gehabt, nun auf ihre alten Tage muß sie Not leiden + alles selbst tun. Berta hat heute bei Ford Schluß gemacht. Sie kommt zu Walter + Cie. Nun will ich gleich Brot holen + mal zu Männchen gehen, und dann gebe ich mich an die Krawatten. Und was machst Du? Warst Du in Gol? Ich freue mich auf Deinen nächsten Brief. Nun bist Du bald 4 Wochen wieder fort. Also, Liebchen bleib gesund + sei vielmals gegrüßt + geküsst
von Deiner Mutter.