Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. Januar 1942
O.-U. den 30.I.42
Mein liebes Mütterlein!
Wieder ist ein Tag geschafft, Tage und Wochen verfliegen so schnell als wenn das ganze Leben und Kriegsgeschehen ein Traum wäre. Die Führerrede hat einen wieder aufgeweckt. Wo ist die Zeit seit 33 geblieben? Ist es Dir nicht auch so als wenn das Alles, die Machtübernahme usw erst vorige Woche stattgefunden hätte. Tatsächlich, wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Über einen Monat bin ich nun wieder hier, aus dem Urlaub zurück. Du wirst jetzt darangehen Baum und Krippe wieder für’s nächste Jahr aufzubewahren, sicher wirst Du Dich Lichtmeß schwer von diesen lieben Festeszeichen trennen. Wenn ich an diesen Urlaub denke sehe ich Baum und Krippe in unserer gemütlichen Stube vor mir. Es waren schöne, ruhige Tage. Jetzt lebe ich dazu im Extrem. Letzte Woche vor der Besichtigung, es geht mächtig rund! Ich muß die kompl. Batterie im allgemeinen Unterricht und im Fußdienst vorstellen. Arbeit habe ich in Hülle und Fülle. Die Sonne der Mittagspause nützen wir täglich zum Skilaufen! Die kommende Woche bringt noch manche Abwechslung. Heute in 8 Tagen werde ich nun wohl endlich nach G. fahren. Gerd schrieb mir gestern eine Karte, daß sie wieder zurück wären und ich doch möglichst schnell kommen sollte.
Von Randi schreibt sie nichts, das werden sie mir sicher erzählen wollen.
Mir geht es sonst ausgezeichnet. Ich bin gesund, Sonne, frische Luft tun Zeichen. Sonntag haben wir Gottesdienst. Auch dafür wird gesorgt.
Wie geht es Dir und all den anderen Lieben? Hat Euch die für Euch doch ungewohnte Kälte noch nichts anhaben können? Wie sieht es mit Brand aus? Was macht die Arbeit? Die Postzustellung ist im Augenblick schlecht, ich warte sehnlichst auf einen lieben Gruß von Dir. Gelt, Du schreibst bald!
Mit vielen guten Wünschen
grüßt und küßt Dich
auf das Herzlichste
Dein großer Junge.