Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 31. Januar 1942
O.-U. den 31.1.42
Mein liebes Mütterlein!
Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief vom 21.1., den ich erst heute erhielt. Du scheinst Deinen guten Mut und Frohsinn zu vergessen, mein liebes Mütterlein. Nur tapfer ein, bald ist der Winter zu Ende, bald wärmt die Sonne wieder, und dann geht es auch dem Kriegsende entgegen. Wir müssen ja alle opfern und wir haben noch lange nicht unser Letztes und Liebstes hergeben müssen, darum wollen wir froh und zufrieden sein und dem Herrgott für all seine Güte und Gnade danken. Welch schönes Weihnachtsfest
haben wir zusammen feiern können, alle Mütter hatten ihre Jungen nicht daheim. Wie gut verstehen wir uns, auch jetzt habe ich Verständnis für Deine Sorgen, Deine täglichen Mühen und für Deine Arbeit. Leider kann ich das nun nicht ändern, wie gerne möchte ich Dir beispringen und helfen. Ich hoffe, daß der Herrgott mir die Gnade schenkt Dir für Alles was ich von Dir habe einmal meinen geringen Dank abzustatten. Wer weiß wie Alles kommen wird? Schauen wir mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft. Mit Gottes Hilfe werden der Führer, das Volk und die Wehrmacht das große Ziel erreichen. Hab‘ Geduld, meine Mutter, vielleicht findet sich doch noch einmal eine bessere Arbeit für Dich. Schade, daß
wir keine Beziehungen (Vitamin B) haben. Wir schaffen es aber auch so!
Ist es immer noch kalt dort? Hier ist es uns schon zur Gewohnheit geworden. Ich ziehe mich so gut es geht warm an. Ich glaube Dir auch bald Wolle schicken zu können, ich versuche Alles um sie zu bekommen. Kannst Du mit 10 Strängen schon etwas anfangen? Sobald wir möglich rollt sie an!
Mir geht’s gut, skilaufen tue ich jeden Tag. Ich habe mir noch ein Paar neue Skier gekauft, richtige Abfahrtsskier mit Stahlkanten. Pfundige Sache!
Montag haben wir Besichtigung. Wir stecken in den letzten Vorbereitungen.
Es ist recht, daß Du mit der weiteren Zahnbehandlung wartest bis die Kältewelle vorbei ist, dann gehst Du
aber wieder gleich hin.
Schicke mir doch bitte das Photo von Dir. Wenn es Dir auch nicht gefällt, ich weiß ja wie Du wirklich aussiehst.
Hast Du eigentlich noch nichts von den med. Atlanten v. Sobotta gehört. Weder Verlag noch Buchhandlung lassen etwas von sich hören. Die med. Wochenschrift erhalte ich pünktlich, und studiere sie eifrig.
Welche Neuigkeiten gibt es sonst in der Heimat?
Für heute schließe ich, ich muß gleich zum Abendbrot, anschließend werden wir wohl etwas feiern. Der Veterinär ist zum Ober- befördert worden.
Nun Schluß. Sei herzlichst gegrüßt und geküßt von
Deinem Jungen.