Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 7. Februar 1942
Köln-Dellbrück, 7.2.42.
Mein lieber Junge!
O, was hatte ich heute für eine große Freude. Mit der Morgenpost kamen 2 liebe Briefe von Dir, (vom 28.1. + 30.1.) und am Nachmittag kam Dein liebes Päckchen mit Deinem lieben Brief vom 26.1. Für Alles meinen herzlichsten Dank! Fast 8 Tage hatte ich keine Nachricht von Dir. Wo Du mich mit Post so verwöhnst, ist das lang für mich. Ja mein Junge, Du hast recht, wir können noch Gott Danken, daß wir gesund + zusammen sind. Noch haben wir außer der Trennung nichts vom Kriege gespürt. Und so Viele haben schon große, ja das größte Opfer bringen müssen. Aber so trostbedürftig wie Du meinst, bin ich auch garnicht. Im Moment war ich ja ärgerlich über Fr. S., aber Du kennst mich ja, das ist schnell vorüber. Ich kann Dir versichern, ich bin innerlich froh + zufrieden. Ich habe es ja auch so gut, wie noch nie. Ich habe ein schönes Zuhause, es soll noch immer schöner werden, soviel Arbeit wie früher gibt es nicht,
hier noch alles in Ordnung. Ich war noch mal bei T. Marie. Sie ist noch die Alte, geistig rege. Seit 8 Tagen schläft Elli hier, weil die Bahnen so unregelmäßig fahren. Morgen fahre ich vielleicht mal nach Gladbach, wenn es nicht allzu kalt ist. Ich glaube, mit Zähnen bezw. den Wunden geht es gut. Sie heilen gut. Noch fünf Stück, dann ist oben alles fort. Bald gehe ich
wieder zum Zahnarzt. Nun will ich schließen. Weiterhin alles, alles Gute + herzliche Grüße + einen festen Kuß von Deiner tr. Mutter.
im großen + ganzen bin ich doch gesund, ich habe, mit Deiner Hilfe mein Auskommen, was will ich mehr. Dazu das Beste, einen lieben Jungen, der um mich besorgt ist + mir so schöne Sachen schickt. Das Büchschen mit Krabben habe ich gleich geöffnet. Das ist jetzt etwas für mich, wo ich schlecht beißen kann. Das war ja ein feines Päckchen. Und ich kann Dir noch nichts schicken. 1. ist noch Sperre + 2. ich kann noch nicht backen, die Eier fehlen. Sobald es geht, backe ich Dir noch mal etwas. Also um mich mache Dir keine Sorge. Ich danke dem Herrgott, daß es mir so gut geht. Und daß Du auch gesund + wohlauf bist, das höre ich gern. Ist nun alles gut überstanden, und war man zufrieden? Kommt nun die Beförderung? Sicher bist Du jetzt in Gol, und ihr erzählt auch von hier, von zu Hause. Ich freue mich auch, wenn Du schöne + gemütliche Stunden im Kreise der Kameraden verbringst, das gibt Anregung.
Hier ist es immer noch ordentlich kalt, heute Nacht friert’s noch mal ordentlich. Die Sterne funkeln. Und der Schnee liegt so hoch. In Köln ist’s garnicht schön, alles so behindert durch den Schnee. Hier draußen liegen Berge auf den Straßenkanten. Die Leute
holen den Brand auf Schlitten, weil kein Fuhrwerk fahren kann. Was habe ich Glück gehabt, daß ich gerade vor der Kälte noch Brand bekommen habe! – Ich schrieb Dir ja schon, daß ich Baum + Krippe fortgeräumt habe. Ja, es tut mir immer leid! Sonst bei allen Lieben