Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 8. Februar 1942
Sonntag-Abend, 8.2.42.
Mein lieber, guter Rudolf!
Schon wieder erhielt ich 2 liebe Briefe von Dir, vom 31.1. + 1.2.42, wofür ich Dir recht herzlich danke. Ich sitze mit Elli + Hanni im warmen Wohnzimmer. Ich hatte einen schönen Sonntag. Es ist wieder kälter, aber der Himmel war fast südlich blau + die Sonne schien schon ein wenig warm. Kurz nach Mittag kam Frau Plantz + da sind wir Alle vier nach Gladbach gegangen, in Elli’s Wohnung haben wir Kaffee getrunken + nachher waren wir im Ratskeller. Dort gibt es fast nichts mehr. Wir haben ein Gläschen weißen Ungarwein getrunken. Er war sehr gut! Um 8 Uhr waren wir wieder daheim. Und nun zu Dir. Warst Du heute in Gol? Dort war die Freude sicher groß? Na, davon wirst Du mir ja erzählen. Daß Du fleißig Ski läufst, höre ich gern. Solange es geht, + Du Gelegenheit hast, nutze es noch aus + mach Dir Freude. Wer weiß, es kommen noch genug ernste + schwere Tage! Deshalb freue ich mich auch, wenn Du im Kreise geistig hochstehender Menschen schöne + gemütliche Stunden verbringst. Auch das ist von Nutzen, bes. wo Du doch
ziemlich einsam bei mir aufgewachsen bist. Wie war die B.? Hat alles geklappt? Ich hoffe + wünsche es Dir. Sonst hast Du guten Mut? Auch ich!!! Denn mir geht es gut gottlob. Oft denke ich, zu gut! Dann fürchte ich mich ein wenig. Aber, auch ich stelle alles unserm Herrgott anheim, alles, wie er will.
Wenn Du mir etwas W. schicken könntest, das wäre ja prima. Was soll ich Dir zuerst davon stricken? Was hast Du am nötigsten? Leider kann man noch immer kein Päckchen schicken, infolge Sperre. Von Heinrich hörten wir noch nicht’s. Wo mag er stecken + wie mag es ihm gehen. Ich denke viel an ihn. Fr. Pl. hat 8 Wochen von R. nichts gehört, große Sorgen macht sie sich nicht. Er schreibt ja immer so wenig. Die Ärmste hat es nun auch nicht gut, muß jeden Tag nach Köln ins Geschäft. –
Nun mache ich Schluß, ich bin müde. Laß es Dir gut gehen, mein Junge + sei auf’s Herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner Mutter.