Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 14. Februar 1942

Samstag, 14. Febr. 42

Mein lieber Junge!

Mit Sehnsucht warte ich auf Deinen versprochenen ausführlichen Brief! Du bist doch gesund? Gleich macht man sich Sorge, wenn die Post ausbleibt! Ich denke, daß es nur am Transport liegt. Heute, vor einem Jahr, warst Du hier. Und denke Dir, genau, wie vor einem Jahr, fast auf den Tag, haben wir denselben Betrag in der Lotterie gewonnen. Ist das nicht eigenartig? Heute bekam ich die Nachricht! Hoffentlich kommt nun nicht, wie voriges Jahr, Krankheit hinterher. So richtig konnte ich mich nicht darüber freuen. Ich hoffe, von Dir bald Nachricht zu bekommen. – Wie ist das Wetter dort. Hier taut es etwas, nachts friert es, und dann Schauern, richtige Schneestürme, wie im März. Heute früh war der Tommy hier, 4 ½ Uhr. Ich Gladbach (Gronauer Wald sind 6 B. gefallen. Ein Ehepaar tot, 2 Häuser zerstört. Auch in Dünnwald soll es Tote gegeben haben. Ja, sobald jetzt das Wetter besser wird, kommt diese Plage wieder über uns. Möge Gott geben, daß das in diesem Jahre sein Ende findet! –

Mir geht’s soweit gut. Dienstag will ich wieder zum Zahnarzt. Gestern bekam ich ein Schreiben, nachdem ich Montag, den 16.2. um 7.45 Uhr in Rinkenpfuhl Arbeit aufnehmen sollte. Das habe ich Fr. Severin zu verdanken. Sie hat mich vorgeschlagen. Jetzt hatte ich ja eine gute Entschuldigung mit den Zähnen. Ich

sprach selbst mit dem Personalchef. Auf die Dauer suche ich mir etwas Anderes, bes. wo ich jetzt so wenig verdiene. So lernt man Menschen kennen. Als ich gestern ablieferte, sagte sie kein Wort. Ich auch nicht. Es ist aus. Sie ist sehr unbeliebt. –

So Rudolf, nun schließe ich, der Brief soll noch fort heute. Hoffentlich bist Du wohlauf und bleibst es. Ich denke an Dich. Viele herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter.