Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. Februar 1942

Köln-Dellbrück, 15.2.42

Mein lieber Rudolf!

Einen lieben Sonntagsgruß sende ich Dir. Der Tag ist vorbei. Es ist wieder kälter geworden. Trotzdem bin ich mit Elli nach Gladbach gefahren. Wir haben eine kleine Wanderung gemacht, bei Fischer’s Kaffee getrunken. Auch waren wir im Kino, sahen „Kellnerin Anne“. Zum Abschluß haben wir im Ratskeller ein Fläschen Glühwein getrunken. So ging der Sonntag herum. Morgen will ich mal eben zu Anne. Heinrich schrieb aus der Nähe von Bygjansk[?], bald kommt er zum Einsatz, jetzt ist er vielleicht schon dabei. Auch Gerhard von T. Anna schrieb an Schlößers. Es wäre schlimm, die Kälte. Er schrieb, in Rußland ist nichts unmöglich. Wären wir nur 4 Wochen weiter, dann ist hoffentlich die schlimmste Kälte vorbei. Man denkt so viel an die Jungens in Rußland. Männchen sagt schon: „Okke Heinrich Rußrand, schießen!“ Das gibt ein kleiner

Stropp. – Wie ist es bei Dir. Ich denke, bald einen Brief zu erhalten, seit Dienstag hörte ich nichts mehr. Es geht Dir doch gut? Man hat immer Sorge. Mir geht’s soweit gut. Gestern Abend war der Engländer wieder da. Der bekommt jetzt Schläge. Ob er bald einsieht, daß es bergab geht! Finchen hatte nochmal geschrieben, sie wäre sehr einsam. Ob sie interniert ist?

Sonst nichts Neues?

Empfange recht viele Grüße + einen Kuß
von Deiner
Mutter.