Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 6. März 1942
Köln-Dellbrück, 6.3.42.
Mein bester Junge!
Gottseidank, gestern erhielt ich 2 liebe und ausführliche Briefe von Dir. Ich habe mich darüber sehr gefreut, ich hatte so lange darauf gewartet! Also vielen Dank. Merkwürdig daß die kurzen + später geschriebenen Briefe schon vorher einliefen. Es geht Dir gut, das freut mich! Auch daß Du trotz Anstrengung + viel Bewegung keine Schmerzen verspürst. Ich erzählte es vor einigen Tagen Dr. Berhausen, er freute sich + meinte, da könntest Du froh sein. Auch mir geht es besser. Die Zahnwunde heilt jetzt. Nun noch einmal zum Zahnarzt, dann habe ich das Schlimmste überstanden. Es dauert aber bestimmt noch
ein Vierteljahr bis ich fertig bin. Dann bin ich auch froh, daß ich durchgesetzt habe. – Also da habt Ihr es ja schön am Samstag-Abend. Ja, so lange Ihr es haben könnt, das ist Abwechslung im täglichen Einerlei, und die braucht man auch! Ich weiß es von mir. Also in Gol hat man sich gefreut? Was sagten sie zu Deiner Beförderung? Ist Rob. wieder zu Hause? Ich freue mich nun auf Dein Päckchen, ich werde in den nächsten Tagen, vielleicht schon morgen das Bord bekommen. Der Schreiner macht aber keins übers Chaiselongue, er meint, das sähe nicht aus, so lang, also nur über die Kacheln. Dann habe ich den Küchentisch da, er macht einen Ausziehtisch fürs Wohnzimmer. Der Tisch war zu klein. Den Wohnzimmertisch nehme ich in die Küche, da genügt er. – Das Pelzgeschäft ist abgeschlossen. Berta wartet auch
auf ihr Stück. Gib aber bitte den Preis an. Allerlei hast Du Dir also gekauft, + auch noch gute Ware bekommen. Was denn für Stoff an dem Mantel? Einen guten Tuchmantel also nicht, auch kein Leder? Dann hast Du also einen kompletten guten Anzug + einen Dienstanzug? Kommst Du aus? Deine Lederhandschuhe hätte ich mir aber auch gekauft, die mußt Du doch haben. Fein daß Du Stiefel hast! Sieh zu, daß Du noch Hemden bekommst. Ob ich hier noch etwas bekomme, ist sehr fraglich, alles ist sehr, sehr knapp. Alles wird immer mehr auf den totalen Krieg eingestellt! Ich freue mich auch auf das versprochene Bildchen! –
Übrigens hattest Du genügend Geld zum Feiern? Das hat doch sicher allerlei gekostet? Hast Du Ruther geschrieben? – An Wolle, wenn Du sie bekommen könn-
Nun recht viele Grüße + Küsse + alles Gute
Mutter.
test, denkst Du bitte einmal, dunkelblau wäre mir am liebsten, sonst Schafwolle! Für Hilger’s Grüße danke ich Dir. Er ist doch ein armer Kerl! – Ich nähe wieder Krawatten. Es hat Krach gegeben wegen des wenigen Verdienstes. Jetzt geben sie uns mal wieder Krawatten. Was kommt, ficht mich wenig an, ich werde dickfellig. Arbeit gibt’s überall. Und alles nehme ich doch nicht an. Ich vertraue auf den Herrgott. – Denk Dir, von Seipertz der eine ist auch gefallen, auch der jüngste Pick, 19 ½ Jahr alt, Johanna gegenüber. Die Jungens waren auf der Deutzer Schule. In Dellbr. sind es schon 80. Doch viel nicht wahr? All das junge Blut. Der Angriff auf Paris war auch schrecklich! Was der Engl. noch alles anfängt? Es nützt ihm selbst ja nichts. – Nun Schluß für heute. Elli ist krank, sie ist den ganzen Tag hier. Oma hat viele Sorge um Heinrich.
Du kennst sie ja, sie spricht nur vom Schlimmsten!