Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. März 1942
Zu Hause, 15. März 42.
Mein lieber Junge!
Ich möchte Dir heute auch einen lieben Gruß senden + zugleich den Nachtrag. Eben habe ich an Heinrich geschrieben. – Wie geht es Dir. Immer dieselbe Frage, gelt? Und doch die Wichtigste. Davon hängt alles ab. Ich habe immer wieder Freude an den hübschen Sachen aus N., Du kennst mich ja, immer wieder kann ich mich an solchen Kleinigkeiten freuen. Ich stelle mir vor, wie Du sie ausgesucht hast + sie Dir in unserm Heim denkst! Hoffentlich, Gott gebe es, ist noch alles in Ordnung, wenn Du heimkehrst! 28 Menschenleben bis jetzt
hat der letzte Angriff gekostet!
Heute war schönes Frühlingswetter. Es scheint, daß es Regen gibt, dadurch muß es warm werden. Es ist schon Mittfasten, in 3 Wochen haben wir Ostern, man glaubt es kaum. Heute flogen Schneegänse nach Osten, wie mag es sein, wenn sie wieder zurückkommen? Ob dann der Krieg mit Rußland zu Ende ist? Wir wollen es hoffen. Ob heute der Tommy wieder kommt. Noch sind unsere Flieger hier. Sonst weiß ich nichts Neues zu berichten. Jansen sind den ganzen Tag fort nach Bickendorf. Wie ich mit ihnen stehe, fragst Du,
„gut“, dafür sorge ich schon. Fr. Ermert erzählte mir gestern, (ich rührte ihr einen Kuchen) sie wollten nach dem Kriege auch verkaufen + weg ziehen. Ollers ziehen nach Mainz, er ist versetzt. Fr. Perger erzählte mir, Marga Bartz wolle in Krakau ein Kaffee eröffnen, daß ist das Richtige für sie. Gibt die ihre sichere Stellung auf was? Herr Bartz hat diese Woche Namenstag, auch T. Finchen.
Nun für heute genug, ich möchte noch etwas lesen, gleich wird es zehn Uhr. Leb wohl mein Junge, sei recht herzlich gegrüßt + geküsst
von Deiner Mutter.