Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. März 1942
O.-U. den 15.III.42
Mein liebes Mütterlein!
Heute erhielt ich Deine lieben Zeilen vom 3.3.42 für die ich Dir herzlichst danke. Du beklagst Dich darüber, daß ich so kurze Briefe schreibe, Du wirst aber mittlerweile auch die Ausführlicheren bekommen haben und nun beruhigt sein. Ich denke doch immer an mein liebes Mütterlein, ich vergesse Dich nicht. Wie kommt es denn, daß Frau Severin sich plötzlich so gedreht hat und sich unbeliebt macht? Schade, wenn Du auch entlassen würdest und nun wieder auf’s Neue Dich umstellen müßtest. Ist denn wenig Arbeit da? Man wird jetzt merken, daß weniger Krawatten getragen werden, hinzu kommt dann noch das Fehlen der Ausfuhr. Ich wünsche Dir Alles Gute, leider kann ich Dir nur einen Wunsch aber keine Hilfe schicken. Aber Kopf hoch, Mutter, bis jetzt haben wir noch immer Glück gehabt und der Herrgott wird uns auch jetzt nicht im Stich lassen, wir wollen auf ihn bauen. Laß Dich nicht ärgern, bleib froh und zuversichtlich. Ja, - Rußland fordert viele Opfer, wie manche Familie vermißt einen ihrer Lieben. Der Führer sprach heute zum Heldengedenktag ernste aber sichere und mutige Worte. Der Sieg wird unser sein, daran wollen wir nie zweifeln. Wir hatten heute morgen eine schlichte Feier, die uns mit allen Kameraden an der Front und in der Heimat verband. – Was schreibt Heinrich denn? –
Schreibt er aufmunternde Briefe oder lassen seine Zeilen das Heimweh, das er bestimmt hat, erkennen. Wie schicken sich Oma und Johanna?
– Ich soll Dich vielmals von Gerd und ihrer Mutter grüßen. In G. leben sie zufrieden und still ihr Leben wie im tiefsten Frieden. Was hat der Tommy denn jetzt angerichtet, mit Sorge hörten wir von dem Angriff auf Köln. Hoffentlich hat es nicht viele Menschenleben gekoset.
Was machen die Zähne, sind die Wunden bald verheilt? Berta schrieb gestern, sie erzählt von Männchen, er muß jetzt drollig sein, merkwürdig daß er noch immer nichts Festes ißt. Was machen Nußbaums und Jansens? Ich werde Ihnen auch wieder einmal schreiben.
Von mir sonst nichts Neues. Ich habe mir heute einen ganz faulen Sonntag gemacht, nachdem die vergangene Woche stramm Dienst gemacht worden ist. Ich habe einen Mittagsschlaf gehalten wozu ich sonst keine Zeit habe. Jetzt erledige ich bis zum Abendessen meine Post.
Das Wehrbezirkskommando hat mir einen Packen Fragebogen zugeschickt, damit habe ich bestimmt einen Tag Arbeit. Darf ich Dich nochmals bitten Dich um den Nachweis der ar. Abstammung zu kümmern. Das W.B.K. will ihn auch haben. – Heute lege ich nochmals zwei kleine Photos bei, bald bekommst Du auch ein schönes Bild. Schickst Du mir denn auch eines von Dir? Hast Du die Päckchen erhalten? 3 Stück sind unterwegs, hoffentlich machen sie Freude.
Einen frohen Sonntagsgruß und Kuß
sendet Dir in Treue
Dein großer Junge.