Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 18. März 1942
O.-U. den 18.III.42
Mein liebes Mütterlein!
Vorerst vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 6.II. der mir zeigt, daß Du mutig und froh bist, und daß die kleinen Ärgerlichkeiten des Alltags Dich nicht anfechten können. Sicher hast Du nun das Bord bekommen, und die kleine norwegische Holzschale steht bunt darauf. Wie gefällt Dir der Nußknacker? Bald wird Dich auch das zweite Päckchen erreichen. Ich freue mich ja so, wenn es Dir in unserem gemütlichen Heim gut gefällt, und Du zufrieden bist. Wir sehen ein, daß es uns trotz Allem noch ganz gut geht, wir wollen dem Herrgott für Alles danken besonders aber für unser Verstehen. Wie fühlst Du Dich, bist Du im Frühjahr, jetzt bei der Schneeschmelze, schon erkältet gewesen? Verwahre Dich nur gut. Sobald ich Wolle bekommen kann schicke ich welche.
Mir geht’s gut, nur habe ich wenig Zeit. Der Dienst geht emsig weiter, eine Besichtigung steht wieder einmal vor der Tür, übermorgen startet sie, und dazu kommen noch die Gesellschaften. Augenblicklich ist es toll, jeden Abend ist was los. Heute kommt zum Beispiel der a capella Chor der staatl. Musikhochschule Berlin, 10 Herren, 16 Mädel zu Besuch, das wird bestimmt wieder spät. Man hat zuwenig Schlaf. Ich freue mich schon auf Sonntag, dann wird aber gefaulenzt. Ich habe vom W.B.K. eine Reihe Fragebogen bekommen.
Darum bitte ich Dich mir Deine Lebensdaten und Vater seine zu schicken. Vielleicht schickst Du mir auch den Nachweis ar. Abstammung vom Vater, dieser ist ja amtlich beglaubigt. Nach Paffrath gehst Du doch bald, bitte – ich muß jetzt den Nachweis erbringen.
Sonst gibt’s nicht Bedeutendes. Ich habe mir eine gute, noch echt lederne Aktentasche, mit verschiedenen Fächern, gekauft, sie war preiswert. Vielleicht fahre ich bald noch einmal nach Gol, ich muß mal sehen ob ich da nicht noch günstig einkaufen kann. Eingeladen und gerne gesehen bin ich da immer.
Wetter ist unschön, mal warm und Tauwetter, mal bitterkalter Frost. Wir haben viele Grippefälle! Ich fühle mich noch wohl trotz Impfung.
Na, jetzt muß ich Schluß machen, ich muß zu Tisch und dann werden schon gleich die Gäste kommen. Mit den allerbesten Wünschen
grüßt und küßt Dich
Dein Rudolf.
Viele Grüße an Oma, Elli, Johanna u. Kinder, an Nußbaums und Schlössers. Haltet den Kopf hoch und seid tapfer. 1942 bringt uns sicher die Entscheidung.