Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 21. März 1942
Köln-Dellbrück, 21.III.42
Mein lieber, großer Junge!
Nun habe ich aber einen feinen, langen Brief von Dir erhalten und ich danke Dir recht herzlich dafür. Ich habe mich so darüber gefreut, weil Du so schön alles erzählst. Ich höre, daß Du gesund bist und alles in Ordnung ist. Leider ist die Päckchensperre noch nicht aufgehoben, 100 gr. Päckchen können versandt werden. Montag, so Gott will, werde ich einige zurechtmachen und Dir einige Taschentücher beilegen. Das Nachthemd ist ja zu schwer. Das Päckchen von Dir, daß Du im Febr. geschickt hast, ist nicht angekommen und muß wohl leider als verloren angesehen
werden, schade! – Ich bin froh, daß Du mit dem Geld auskommst, denn Du mußt doch ordentlich etwas in der Tasche haben. Auch kaufe, wenn Du bekommen kannst, Dir Wäsche + Strümpfe. Auf das versprochene Bildchen von Dir freue ich mich sehr. Ich habe ordentlich Sehnsucht nach Dir. Ich bin wieder allein, Elli ist in Gladbach. Josef bekommt noch keinen Urlaub, wie er schrieb. Ich werde in den nächsten Tagen zur Buchhandlung gehen und fragen ob die Bücher noch nicht da sind. – Heute, am Frühlingsanfang war schönes, mildes Wetter. Ja, die Jungen im Osten werden sich freuen, daß der Winter vorüber ist. Heinrich war krank, er war etwas zurückgekommen in ein Lazarett. – Ich arbeite wieder an
Krawatten. Ich brauche nicht zum Rinkenpfuhl, vorläufig. Fast alle Heimarbeiterinnen hatten sich entschuldigt, so haben sie die Arbeit, (Leibbinden) in Heimarbeit gegeben. Hoffentlich finde ich einmal etwas Anderes. Jetzt war eine nette Stelle in der Zeitung: Hausarbeit + Helfen in der Apotheke. Es war bei Bremen; wäre es irgendwo anders gewesen, ich hätte mal hingeschrieben. Das gefiele mir schon. Was meinst Du? Reuland hier hat 2 Helferinnen, eine ältere so 35 Jahre alt. Es werden immer mehr Frauen gesucht, nur ist die Frage, ob das Arbeitsamt Erlaubnis gibt. Na ja, noch nähe ich.
Gestern war Fritzchen hier, er schwätzt alles. Am liebsten hat er unsere Oma. Wir waren alle bei T.
Finchen zum Namenstag, auch T. Stina + Berta. Die können noch feiern. Morgen ist schon Passionssonntag, in 14 Tagen Ostern. Wo bleibt die Zeit. Heute früh standen die Namen der Fliegeropfer in der Zeitung vom letzten Angriff, bis jetzt 62. Eine siebenköpfige Familie, traurig. –
Für heute genug. Halte Dich gesund mein Junge und sei auf das Herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner
Dich l. Mutter.