Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 2. April 1942
Gründonnerstag 1942
Mein liebes Mütterlein!
Am heutigen Abend sitze ich im Kasino allein. Gestern haben uns alle Kameraden der Abtlg. verlassen, unsere Battr. ist als Einzige zurückgeblieben. Ich bin jetzt hier im Offz. Heim Alleinherrscher. Ich bin in eine andere Stube gezogen, wo ist es mir sehr gemütlich gemacht habe; ich habe nette Möbel. Nachdem ich nun ein Bad genommen habe und zu Abend gegessen habe will ich mit Dir plaudern.
Du weißt wie sehr ich die Kartage mit ihrer wunderschönen Liturgie geliebt habe, da kannst Du verstehen, daß meine Gedanken heute besonders in die Heimat gehen. In der Heimat ist es nun Frühling, da flogen heute die Glocken nach Rom, so glaubte ich als kleiner Junge; morgen zieht Leid und Tod und Verlassenheit in unsere warme, traute Kirche ein und am Samstag, Karsamstag, wird das Osterlicht entzündet. Erinnerst Du Dich des schönen, sonnigen Frühlingsmorgen noch als Pfarrer Korf, ich glaube es war seine letztes Osterfest in Dellbrück, das Osterfeuer weihte und Hofmann angebraust kam, weil er sich verschlafen hatte.
Heute denke ich besonders an die schönen Tage in Albeek b. Valkenburg, an unsere Fahrt
durch den frischgrünen und sonnigen Taunus. All diese lieben Erinnerungen verdanke ich Dir, Deinem Opfer. Ich bitte den Herrgott mir zu helfen, damit ich Dir bald meinen Dank zeigen kann.
Was wirst Du nun Ostern machen? Ich habe eben Deinen lieben Brief vom 26. d. v. M. bekommen, vielen Dank! Warst Du wieder traurig, als Du ihn geschrieben hast? Mußt tapfer sein, Mütterlein, der Herrgott hat uns so wohl behütet und sicher geführt, daß wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.
Mir geht es gut, prima sogar, und ich hoffe und wünsche es aus ganzem Herzen, daß Du gesund bist und auch die letzte Tortur beim Zahnarzt hinter Dich gebracht hast. Ich werde wohl die nächste Woche in Zahnbehandlung gehen, ich will vorsorgen ehe es zu spät ist. Direkt nach Ostern werde ich auch meine eigene Uniform bekommen, ich freue mich, wenn ich mich nett machen kann, dann werde ich auch wieder nach G. fahren, woher ich Dich herzlich grüßen soll.
Ich freue mich nun auf Deinen nächsten Brief, in dem Du mir von Deiner Arbeit, von unserem Heim und aus der Heimat überhaupt erzählen wirst. Ich danke Dir für Deine Gänge der arischen Abstammung wegen. Da werde ich denn bald meinen Ahnenpass anlegen können. Schreibst Du mir auch bald Vaters Geburtstag, damit ich die Fragebögen ausfüllen kann. Das W.B.K.
wird sicher bald ungeduldig. Ich muß aber auch auf Photos warten.
Ist denn mein erstes u. das dritte Päckchen noch immer nicht angekommen, ich glaube nicht, daß sie weg sind, sie werden den Transportschwierigkeiten wegen irgendwo aufgehalten worden sein.
Ich habe sehr viele Ostergrüße verschickt, nun bin ich gespannt wer an mich denkt, außer Dir werden es nicht viele sein.
Das Wetter scheint sich bessern zu wollen. Die letzten Tage hat es geschneit, jetzt will es aufklaren, wenn morgen die Sonne scheint werde ich etwas sonnenbaden, die Sonne hat schon allerlei Kraft besonders durch die Mithilfe des Schnees.
Nun schließe ich für heute, ich muß die Wache kontrollieren. Gute Nacht!
Gruß und Kuß
von Deinem Jungen.