Ostermontag, 6.4.42.

Mein lieber, lieber Rudolf!

Gestern, um 11 ½ Uhr, ich hatte gerade einen ausführlichen Brief an Dich geschrieben, erhielt ich Dein Päckchen vom 24. Febr. Das war ein schönes Ostergeschenk. Ich war allein, dachte, die Kinder schellten, da kam der Postbote. So war der Osterhase wirklich auch zu mir gekommen. Ich war so voller Freude und voll Erwartung packte ich aus. Du, das sind aber reizende Sächelchen. In den originellen Nußknacker bin ich ganz verliebt. Und die schöne Holzdose mit dem feinen Inhalt. Und das Sächelchen mit den K.-Bohnen. Wie soll ich Dir das alles gut machen. Jetzt haben wir aber schon allerlei schöne Sachen aus Norwegen. Da werden wir später uns erinnern an diese Zeit, und sie werden unser Heim gemütlich machen. Jetzt kann ich das Bord besetzen. Leider habe ich es noch nicht, da der Schreiner eilige Arbeit bekommen hat. Sie stehen alle auf Deinem Schreibtisch + interessieren jeden Besucher. –

In der vergangenen Nacht hat der Engländer uns seinen Osterbesuch abgestattet. Von 1 ½-5 Uhr saßen wir im Keller. 2 Flugzeuge haben wir brennend abstürzen sehen. Es heißt sie seien in Köln über der Stadt abgestürzt. In Strunden fielen Brandbomben +

in Mielenforst war ein großer Brand. Ein Feuerwerk am Himmel, grandios kann man sagen. Soviel Scheinwerfer!!! 4 Tommy’s waren auf einmal im Scheinwerfer. Einer flog brennend über uns weg. Was mögen wieder Menschenleben zu beklagen sein. Es ist doch furchtbar. –

Geht es Dir gut, Rudolf? Auch mir noch, Gott sei Dank! Heute kommt wahrscheinlich Fr. Plantz. Heute früh war Willi hier er muß heute Abend fort. Auch Hanni + Liesel hatten ihre Osterhasen. Und Berta mit Fritzchen waren da. So verging der Morgen. Wetter: „April“. Mal so, mal so!

Nun mein Junge sage ich Dir meinen allerherzlichsten Dank für das schöne Päckchen, ich verwahre alles gut, damit auch Du Dich daran erfreuen kannst! Hoffentlich zerstört uns der Tommy einmal nicht alles.

Und nun leb wohl! Ich grüße Dich recht herzlich + bin mit einem festen Kuß
Deine Dich l. Mutter.