Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. April 1942

Ostermontag 1942

Mein liebes Mütterlein!

Heute habe ich Deinen lieben Ostergruß und fünf Päckchen mit leckerem Backwerk erhalten. Vielmals danke ich Dir dafür. Das Osterfest geht schon dem Ende zu, man freut sich so auf die freien Tage und, dann verrinnen die Stunden so schnell, daß man plötzlich wieder im Alltag steht. Na, freuen wir uns jetzt auf Pfingsten! Das Wetter hat nicht gehalten, was es versprochen hatte. Freitag war herrlichster Sonnenschein aber gestern und heute schneit es leicht. Mein Besuch ist im Abschied begriffen, dann habe ich noch einige ruhige Abendstunden, ich freue mich darauf. Morgen beginnt nun der Dienst wieder, auch Du mußt wieder an die Arbeit. Wie sieht es denn damit aus, wie wird sie bezahlt? Hat der Tommy Euch in Ruhe gelassen? Was hast Du an den Feiertagen unternommen? Wie sehen denn die jungen Bräute und glücklichen Verehrer aus, ich meine bei Pergers und Nußbaums? Ich glaube bei Onkel Georg und Tante Finchen ging dieser erste Besuch nicht ohne eine gewisse Feierlichkeit und Stolz ab. Ich hätte einmal gern das Schmunzeln von O. Georg gesehen. Verstehen kann ich die Eltern ja nicht, sie haben ihren Jungen schon zu früh aus der Hand gegeben. Ihn jetzt zu beeinflussen ist zu spät!

Ist die Braut, oder besser Zukünftige nett, ist sie aus Dellbrück? Was macht Männchen?

Wie sieht es bei Oma und Johanna aus? Von Heinrich habe ich immer noch nichts gehört. Wenn nichts dazwischen kommt fahre ich am Freitag Abend nach G. und bleibe bis Sonntag Abend dort. Ich hoffe in neuer Kluft hinfahren zu können. Sonst wüßte ich nichts Neues zu berichten.

Mit vielen Wünschen für Dein Wohlergehen
und Dein Glück grüßt und küßt
Dich
Dein Junge.