Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. April 1942

Köln-Dellbrück, 17.4.42.

Mein liebes Namenstagskind!

Heute habe ich so viel an Dich gedacht. Da will ich heute Abend noch einen lieben Gruß schicken. Wie ist es, hast Du heute gefeiert? Oder hattest Du keine Zeit? Ist mein Gruß + die Päckchen angekommen. Man kann so wenig jetzt schicken. Bist Du gesund? Du wirst heute auch an zu Hause gedacht haben. Jetzt säßen wir wohl noch gemütlich zusammen. Wann, ja wann mag das sein? Denk mal, ich bekam heute Dein Päckchen. Es kam

mir vor, als hätte ich auch Namenstag. Vielen Dank für die leckeren Sachen + auch das Stückchen S. Die Fischchen habe ich heute Abend gleich gegessen, da Freitag war. Sie kamen gerade recht + haben lecker geschmeckt! Auch die Feigen sind lecker. Und die Chokoladenstange! So etwas gibt es garnicht mehr. Aber Rudolf Du mußt Dich nicht berauben. Das hattest Du doch sicher selbst geschenkt bekommen. Iß es selbst, es tut Dir auch gut. Wie ist überhaupt das Essen? Gemüse bekommt ihr sicher garnicht. Kannst Du Dir nebenher noch etwas kaufen, oder gibt es das

dort nicht mehr. – Wie war es denn in G.? Ich bin neugierig, was Du schreibst? Bleibt Ihr den Sommer über da? Übrigens muß ich noch für Deine lieben Zeilen vom 9.4. danken. Also geht auch da der Schnee endlich ab. Ich kann mir vorstellen, daß Ihr Euch freut, mal wieder Erde zu sehen. Hier freute man sich schon darüber. Langsam wird alles grün, es müßte regnen + warm werden. Die Sonne hat schon Kraft, aber der Wind ist zu scharf! – Nach Eschweiler fahre ich noch nicht, bevor ich meine Zähne in Ordnung habe, das dauert noch etwas.

Neues wüßte ich von hier nichts zu berichten. Ich nähe wieder Krawatten. Mein Störschutz war durchgebrannt! Heute war ich mal schnell zur Oma. Es geht ihr wieder besser. Heinrich hat länger nicht geschrieben, da hat sie Sorge. Wir haben alle dasselbe Leid! nun wollen wir hoffen, daß wir schlafen können. Unsere Flieger brummen noch herum. Hoffentlich geht es gut. Das ist unsere allabendliche Sorge! Der liebe Gott wird uns beschützen. Und nun Rudolf, nochmals alles Gute + schönen Dank und herzlichen Gruß + Kuß
Mutter.