Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. April 1942
O.-U. den 30.IV.
Mein liebes Mütterlein!
Du mußt entschuldigen, wenn ich jetzt einige Tage nicht geschrieben habe, Übungen und Schießen nahmen allerlei Zeit in Anspruch. Aber unsere Arbeit draußen in der frischen Luft macht bei diesem herrlichen Wetter richtig Spaß. Ich fühle mich sehr gesund und bin ordentlich braun gebrannt, nahezu so braun wie im Arbeitsdienst. Die Vertretung für unseren Oberapotheker, der zur Beerdigung seines Vaters in Urlaub gefahren ist, ist heute eingetrudelt. Der junge Feldapotheker brachte lebenden Hummer mit, wir haben den denn gleich heute gefuttert. Ich habe an Dich gedacht und Dir diesen Leckerbissen gewünscht.
Man muß sich schon etwas zukaufen, sonst kann man den Bärenhunger, den die Luft und die Bewegung machen nicht stillen. Leider gibt es nicht mehr viel, selbst Fisch wird knapp! Wir klagen aber nicht und sind sehr zufrieden. Willi und Heinrich schrieben mir. Heute erhielt ich Tante Stinas, Onk. Arnolds und Bertas Namenstagsgruß. Für Deine lieben Glückwünsche hab recht herzlichen Dank.
Morgen beginnt nun schon der Maien. Ich habe eine Bitte, empfehle mich der Gottesmutter! Wird die Maiandacht noch gehalten? Das waren immer
schöne Stunden. Voriges Jahr fuhr ich mit Hilgers nach Hohenlind. Er schrieb mir heute. Er wartet auf seine Kommandierung nach Köln. Er wird dort studieren, wohnen wird er auf dem Lindenthalgürtel, er soll eine nette Bude haben.
Nun mach‘ ich aber Schluß für heute! Bald mehr!
Gruß und Kuß
Dein großer Junge.