Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. Juni 1943

Köln-Dellbrück, 17.6.43

Mein lieber Rudolf!

Einen lieben + herzlichen Gruß möchte ich Dir senden, der Dir sagen soll, daß es mir noch gut geht, und ich die letzte schlimme Nacht gut überstanden habe. Gott sei Dank dafür. Allerlei ist wieder in Köln, Deutz, Kalk, Mülheim u.s.w. passiert. Es wurde fast nicht geschossen, nur das Krachen der Bomben hörte man. Die Erschütterungen waren schlimm. Es ist aber noch alles heil bei uns. Besuch habe ich noch nicht gehabt, außer Hanni. Das Alleinsein ist mir noch schwer,

und das Wetter ist noch kühl und unfreundlich, sodaß ich noch nicht heraus kann. Heute war der Arzt da, er war zufrieden. Nun soll ich tüchtig essen. Nächste Woche soll ich zu ihm kommen, er will mich wiegen. Sonst nichts Neues. – Hattest Du eine gute Reise? Wann kamst Du an? Schreibe mir bald. Hast Du viel Arbeit vorgefunden?

Mit vielen guten Wünschen grüßt und küsst Dich
Deine
Mutter.