Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 18. Juni 1943
O.-U. den 18.6.43
Mein liebes, gutes Mütterlein!
Wie ich Dir bereits gestern schrieb bin ich gestern nach guter Reise hier wohlbehalten angekommen. Ich habe in der berühmten Käsestadt in einem guten Hotel (zwar kein Appartement) übernachtet und traf dann gut ausgeschlafen beim alten Haufen ein. Es hat sich nichts Wesentliches geändert. Ich habe mehr Kraftwagen bekommen.
Heute hatten wir eine kleine Konzertveranstaltung, das Kölner Priska Quartett musizierte. Es war fein! Ich hoffe, daß das Päckchen, das ich gestern abschickte wohlbehalten ankommt und Dir hilft, daß Du bald wieder auf die Beine kommst.
Wie geht’s? Du kannst Dir denken, daß ich mir nach dem gestrigen Wehrmachtbericht, der vom Angriff auf Köln berichtete, Sorge um Dich mache. Heute erzählte ein Urlauber, der in Wuppertal völlig bombengeschädigt wurde, daß der Angriff hauptsächlich Deutz getroffen hat, stimmt das? Hast Du sehr große Angst gehabt? Warst Du bei Ermerts? Ich bitte Dich geh‘ nur immer rüber und packe Dich gut ein.
Heute gab’s hier Erdbeeren, die müßte ich jetzt schicken können. Na, ich denke ich kann
im Urlaub etwas mitbringen. Schickst Du mir bald Geld? Kommt Hanni noch? Hast Du schon etwas aus Dresden gehört?
Gerd schrieb mir einen lieben, ausführlichen Brief. Sie ist nun zu Hause, nachdem sie 18 Wochen in Drammen im Krankenhaus gelegen hat. 3 mal wurde sie am Fuß, an dem sie eine kleine Wunde hatte, operiert. Es muß auf Leben und Tod gegangen sein. Die Mama freut sich sehr ihr Töchterchen wieder zu haben. Gerd und alle Anderen lassen Dich herzlich grüßen.
Ich schließe nun und wünsche Dir gute und baldige Besserung. Hab‘ guten Mut und Gottvertrauen. Vergiß Deinen Jungen nicht!
Herzlichst grüßt und küßt Dich
Dein Junge.