Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 24. Juni 1943

Köln-Dellbrück, 24.6.43

Mein lieber Rudolf!

Vorgestern schon kam Dein liebes Päckchen wohlbehalten an, und ich danke Dir von Herzen dafür. Schon bin ich dabei, das Gute zu gebrauchen, es tut mir gut, bes., wo jetzt die Eier sehr rar sind. Das ist ja fast noch besser, als Eier. Heute war ich bei Dr. Berhausen, und er sagte, die Seite sei fast frei. Ich habe mich aber auch ein paar Tage, bes. am Sonntag ordentlich gesonnt. Ich fühle, wie es mir gut tut. Heute kam Dein liebes Briefchen vom 21.6. mit lieben Grüßen. Ja, mein Junge, es geht von Tag zu Tag besser. Man hat nur den einen Wunsch, daß man doch von den Fliegern verschont bliebe.

Eben geht die Sirene, 8 Uhr abends. Jede Nacht muß man aufstehen, es wird immer schlimmer. Möge unser Herrgott doch helfen in all der Not + all dem Leid. Heute ist das schöne Fronleichnamsfest + Johanni-Tag. Wenn diese beiden Tage zusammenfallen, soll in dem Jahr großes Blutvergießen sein. Ja, das ist ja schon so. Ja, was war das früher schon in Eschweiler, wenn T. Lena den Altar aufbaute. Ob das noch mal kommt?

Heute erhielt ich eine Karte von Fr. Wemhoff mit der Bitte um meine Anschrift, ob sie noch die Gleiche sei. Das ist wohl die Frau vom Kameraden, von dem Du sprachst. Fein, wenn ich da etwas bekäme. Der liebe Gott hilft doch. Heute war ich bei T. Marie, sie freute sich über einige Kaffeebohnen.

Ich freue mich, daß es Dir gut geht und daß Du wieder zunimmst. Ich bin heute gewogen worden 106 Pfd.

So nun Schluß. Alles Gute + herzlichen Gruß + Kuß
Anna.