Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 30. Juni 1943

Köln-Dellbrück, 30.6.43

Mein lieber Rudolf!

Ich möchte Dir mitteilen, daß ich + alle unsere Verwandten heil + gesund durch die Schreckensnacht gekommen sind. In der Stadt muß es grauenhaft aussehen. Du wirst ja allerlei aus dem Radio gehört haben. Die armen, armen Menschen. Und all‘ unsere schönen, alten Bauten. Man ist ganz aufgeregt. Ich hatte mich, ich weiß nicht wo, etwas erkältet, Schmerzen in der Seite. Morgen muß ich zum Arzt. Bin gespannt, was er sagt! Hoffentlich ist es nicht schlimmer geworden, daß ich wieder liegen muß. Ich habe mich 2 Tage ruhig ver-

halten. Vielleicht kommt es auch von dem vielen Keller laufen. T. Stina war heute hier, sie ist ganz fertig! Gestern + heute kam keine Post, auch keine Zeitung. Hoffentlich höre ich bald etwas von Dir.

Nun für jetzt Schluß. Ich sende Dir mein Junge, recht herzlichen Gruß + Kuß
Deine
Mutter.