Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 10. Juli 1943
O.-U. den 10.7.43
Mein liebes Mütterlein!
Gestern kam endlich der langersehnte Gruß der Heimat, Dein lieber Schrieb vom 30.7.43, der mir sagt, daß Du und alle andern Lieben gesund seid, daß Ihr den schweren Luftangriff überstanden habt. Wenn ich nun wüßte, daß die beiden folgenden Angriffe ebenso gut mit Gottes Hilfe überstanden sind, wäre ich meine Unruhe los, wäre ich dem Herrgott für seinen Schutz, für seine große Güte, dankbar. Ich hoffe, mein Gebet kann Dir helfen. Ich kann ja leider mehr nicht für Dich tuen. – Was sagst Du zum großen Schlag im Mittelabschnitt? – Wir warten auf die Meldung, wenn der Tommy aus Sizilien hinausgeworfen ist. Ich zweifle daran nicht. Jedenfalls weiß ich, daß jeder deutsche Soldat sein Letztes hergibt. –
Was sagt der Arzt zum neuerlichen Auftreten der Seitenschmerzen? Sei vorsichtig und verwahre Dich, hüte Dich vor einem Rückfall! Pflege Dich noch und fang ja nicht schon mit der Arbeit an. Denk um Himmels Willen nicht an’s Geld. Es ist Deine erste Aufgabe jetzt gesund zu werden. Möchtest Du nicht für einige Zeit aus Köln weg? Überleg‘ doch mal ob Du nicht für einige Wochen
zu Bartz nach Berlin fahren willst? Bartz würden sich freuen Dich wiederzusehen, und Du wärst jedenfalls sicherer als in Köln. Es ist allzu traurig was man so aus der Heimat hört. Womit hat das heitere und frohe Völkchen am Rhein diese Kriegsgeißel verdient? Es tut einem in der Seele weh, wenn man von den Zerstörungen alter Kulturdenkmäler hört. Diese Verluste wären aber immer noch zu ertragen, die Menschenopfer sind aber doch die größten Opfer.
- Mir geht’s gut, ich bin gesund und freue mich, daß ich schaffen und für Andere sorgen kann. – Erhalte eben Deinen lb. Brief vom 5.7., den werde ich morgen beantworten.
Bis dahin!
Gruß und Kuß
Dein großer Junge.