Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 13. Juli 1943
O.-U. den 13.7.43
Mein liebes Mütterlein!
Du bist nun wieder beim Arzt gewesen und weißt ob der Heilungsprozess weiterhin gut verläuft. Was hat Dr. Berhausen zu den neuerlich aufgetretenen Seitenschmerzen gesagt? Ich hoffe, daß das nur eine zeitliche Folgeerscheinung des Luftschutzkellers ist. Fühlst Du Dich denn jetzt schon kräftiger? Es ist recht dumm, daß die Post so langsam geht. Der letzte Gruß von Dir war vom 5. d. M., die lange Wartezeit ist schrecklich. Man ist doch nervös und unruhig, abgesehen von der Sorge, die man sich um Euch in der Heimat macht. Du schreibst doch sobald wie möglich, nicht? Ist Emma, Tante Mels Schwiegertochter, im Luftangriff umgekommen? Hast Du auch Bombengeschädigte zu Hause? Oder sind die alle weiter in’s Bergische verlegt worden?
Mir geht es gut, ich führe noch immer die Adjutantengeschäfte. Mein Chef Oberleutnant Hermesdorf ist zum Kubanbrückenkopf versetzt worden. Matthias ist ebenfalls nach Rußland gekommen. Rüberg ist noch im Lazarett und ein anderer Herr ist in Heiratsurlaub. Dadurch sind wir nur noch
ein ganz kleiner Kreis. Am Donnerstag wollen wir einmal in’s Theater. Figaros Hochzeit steht auf dem Programm. Ich freue mich mächtig darauf!
Ich bin gespannt wielange der Tommy sich in Sizilien halten wird. Für mich steht es fest, daß dies Unternehmen denselben Ausgang wie damals bei Dieppe nehmen wird. Nur mit Material gewinnt man keine Schlacht, innere Einstellung, Mut und Schneid sind ausschlaggebend! Im Osten geht es wie in den ersten Tagen der Ostoffensive. –
Hast Du lange nichts von Heinrich gehört. Ich glaube, ich muß ihm bald mal wieder schreiben! Wie geht es unseren Verwandten in Dellbrück? Tante Stina ist durch die schweren Angriffe so mitgenommen? Wie geht es Oma?
Sehnlichst und voller Spannung erwarte ich nun Deinen nächsten Brief. Ich bitte Dich grüße alle Lieben recht herzlich von mir.
Du selbst sei herzlichst gegrüßt und geküßt
von Deinem großen Jungen.