Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 20. Juli 1943
O.-U. den 20.7.43
Mein liebes Mütterlein!
Wieder kommt der Tag Deiner Namensfeier. Ich gratuliere Dir zum Fest und wünsche Dir von ganzem Herzen Gesundheit, Zufriedenheit und Gottes reichen Segen und Schutz. Möge bald das Jahr kommen in dem wir zu Hause in glücklichem Frieden diesen schönen Tag in Gesundheit begehen können. Dazu verhelfe Dir der Herre Gott! Ich hoffe und wünsche, daß mein Gruß Dich mutig und froh antrifft, daß Du langsam aber sicher wieder zu Kräften, zu alter Schaffenskraft und Lebensmut kommst.
Aus Deinen Zeilen muß ich entnehmen, daß Oma und Heinrichs Familie nach Dresden übergesiedelt sind. Nun hast Du Ärmste nicht einmal Hannis Hilfe. Kannst Du Dir nicht einen Stundenfrau oder ein Pflichtjahrmädel nehmen? Das springt doch allemal dabei heraus. Was heißt sparen? Nach dem Krieg muß man sich Leben und Existenz doch von vorne, von ganz unten wieder aufbauen.
Wenn auch im Augenblick hier und dort die Waffen ohne Erfolg bleiben, wenn es den Anschein hat, als ob wir einen Tiefstand erreichen ich glaube an unseren Sieg. Der Herrgott hilft der guten Sache, hilft einem gesunden aufrechten und strebsamen Volk. Die Wehrmacht handelt und schweigt. Sie wird das letzte
Wort sprechen.
Mir geht es nach wie vor gut, wenn ich auch viel Arbeit habe. Rüberg ist immer noch nicht zurück. Ich hatte Dir ja geschrieben, daß er, seine Schwiegereltern und Großeltern beim letzten Angriff auf Köln völlig bombengeschädigt worden ist. Wenn er zurück ist werde ich hoffentlich mehr Zeit zum Schreiben haben.
Eine Reihe Offz. des Rgt’s sind zum Osten versetzt worden, auch mein letzter Chef Obltn. Hermsdorf. Morgen wird unser Kommandeur Maj. Dr. Schanrode uns verlassen. Ein Hauptmann aus dem Wehrkreis VI wird ihn ablösen. Wir sind auf den neuen Chef neugierig. Wie geht es bei Schlössers und Nußbaum’s? Wo steckt Willi jetzt?
Mit den besten Wünschen schließe ich meine Zeilen und grüße Dich von Herzen
mit einem treuen Kuß.
Dein großer Junge.