Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 1. August 1943
O.-U. den 1.8.43
Mein liebes Mütterlein!
Mein heutiger Sonntagsgruß ist mein herzlichster Dank für Deine lieben Briefe vom 22. und 25.7. Ich freue mich sehr, daß es Dir gut geht, der Arzt mit Dir zufrieden ist, und Du mutig und froh, voller Gottvertrauen in die Zukunft schaust. So ist es recht, immer voraus schauen und Gott für seinen gnädigen Schutz danken. Wir müssen durchhalten, an unseren Endsieg glauben, dann wird uns auch der Erfolg beschieden. Ich bin der Meinung, wenn wir den ungeheuerlichen Druck der Bolchewiken in diesem Sommer aushalten, den gewaltigen Stoß parieren haben wir den Krieg benommen. Es muß sich beim Russen um den letzten Einsatz der letzten Reserven und Materials handeln. Er will seine Ernährungsbasen wieder in die Hand bekommen, er setzt Alles daran die Ukraine wieder zu gewinnen, sonst muß er hungern. Unvorstellbar ist die Leistung deutscher Männer im Osten!
Mir geht es immer noch gut. Ich bin gesund und habe zufriedenstellende Arbeit. Unser Kommandeur hat uns verlassen, wir erwarten einen neuen Herrn. Rüberg ist aus dem Sonderurlaub zurückgekehrt, d. h- er ist wieder im Lazarett. Ob er noch zur Truppe kommt ist fraglich. Ich schicke heute nun endlich den ersten Band des großen Königs nach Hause. Es ist ein wundervolles Buch! Schade, daß Du die Päckchen noch nicht erhalten
hast. Bei dieser Zustellung kann man Eßbares ja garnicht schicken. Darum muß ich im Urlaub Fourage mitbringen. Am 14.8. soll ich fahren. Halte mir bitte beide Daumen, damit ich schönes Wetter habe.
Gestern habe ich eine landeseigene Punktekarte bekommen. Wenn Du mir Geld schicken würdest könnte ich Dir schönen Kostümstoff mitbringen. Denk‘ mal dran, ich möchte Dir gerne Freude machen.
Was gibt es in der Familie? Geht es allen noch gut? War der kleine Fritz unter den Namenstagsgratulanten? Das Alles mußt Du mir bald schreiben. Mit dem herzlichsten und innigsten Wunsch für Dein Wohlergehen grüßt und küßt Dich
in Treue
Dein großer Junge.