Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 21. August 1943
O.-U. den 21.8.
Meine liebe Mutter!
Zum nahen Geburtstag wünscht Dir Dein großer Junge Gottes reichen Segen. Ich bete an diesem Tag besonders zum Herrgott und bitte ihn Dich zu schützen und mir gesund und froh zu erhalten. Er möge Dir die Kraft und den Mut geben, der nötig ist um diese schwere Prüfungszeit zu überstehen. Allein in seiner Macht liegt unser Schicksal. Wir wollen weiterhin mit Gottvertrauen in die Zukunft blicken, denn wir wissen ja, daß er Alles zu unserem Besten lenkt.
Ich hoffe, daß Du Dich wohl fühlst. Unbedingt mußt Du mir das Ergebnis der Röntgenaufnahme schicken. Ich bin gespannt!
Wie fühlst Du Dich? Hast Du noch nichts von meinen Päckchen gesehen oder gehört?
Heute muß ich Dir gleich für 2 lb. Briefe danken. Ich bitte Dich zu entschuldigen, wenn ich nicht jeden beantworte, ich habe aber im Augenblick nicht die Zeit dazu, ich bin so eingespannt, daß ich kaum Zeit für mich habe. Zum Schreiben, geschweige denn zum Lesen, komme ich überhaupt nicht mehr. Von meiner Versetzung höre ich garnichts, ich warte nur noch einige Tage, dann geht aber wieder ein Gesuch los. Unter den gegeben Verhältnissen bleibe ich hier keinen Tag länger als ich eben muß. Du kennst mich ja, ich arbeite gerne, aber das Tempo geht über mein Vermögen. Täglich kommen Versetzungs-
gesuche rein!
Nun brauchst Du Dir aber keine Sorge zu machen, ich bin nicht kaputt zu kriegen. Mir geht es auch gesundheitlich recht gut, nur vermisse ich den Schlaf. Aber man gewöhnt sich halt an Alles.
Das Wetter ist wieder besser geworden, es ist bannig warm. Morgen möchte ich schwimmen gehen, ob ich dazu kommen werde weiß ich noch nicht.
Eigentlich müßte der Sonntag doch eine Freistunde ergeben.
Es bahnen sich auch bei uns große Ereignisse an, wir sind mal wieder tätig und emsig wie Bienen.
Nun mußt Du mir in Deinem nächsten Brief Dellbrücker Neuigkeiten erzählen. Wirst Du das tuen? Was macht der kleine Fritz?
Kommt Oma, Johanna und die Kinder bald zurück? Ist in Dresden Alles in Ordnung? Du siehst, ich habe wieder eine Menge Fragen.
Nach Hamm habe ich geschrieben, habe aber noch keine Antwort. Das wäre also auch geregelt. Jetzt geht’s in’s Bett, es ist 01.15 Uhr. Ich bin allmählich müde. Mit den Gedanken bei Dir werde ich einschlafen.
Also nochmals meinen allerherzlichsten Glückwunsch zum Geburtstag.
Es grüßt und küßt Dich
Dein großer Junge.