Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 28. August 1943
O.-U. den 28.8.
Liebes Mütterlein!
Einen herzlichen Sonntagsgruß sendet Dir Dein großer Junge. Ich wünsche Dir im schönen Dausenau recht gute Erholung und frohe Stunden. Vergiß den Krieg mit all seinen Sorgen und denke ausschließlich an Dich und Deine Gesundheit. Um mich brauchst Du Dir wahrhaftig keine Sorgen zu machen, ich bin immer noch hier und es ist leider noch nicht abzusehen, wann die Reise losgeht. Ich fühle mich wohl und habe die Tage ausgefüllt mit Arbeit, die nicht abreißt. Eine Aufgabe löst die andere ab. Neben einem groß angelegten Bauvorhaben werden Übungen am laufenden Band angelegt. Man sorgt schon dafür, daß wir keine Langeweile
bekommen. Zu der ängstlichen Frage nach dem Mädchen mit dem schlechten Ruf kann ich Dir nur sagen, daß es nicht der Rede wert ist. Ich glaube, wenn ich 50 Jahre bin und mit einer Frau durch Dellbrück gehe wird man genau so klatschen wie jetzt, wo ich ich in Dellbrück zufällig ein kleines Mädchen wiedersah, die im Lazarett Nippes beschäftigt war. Mach‘ Dir mal keine überflüssigen Gedanken, ich bin ja nun doch so alt geworden, daß Du mir glauben schenken kannst, daß ich in dieser Frage auch einen kühlen Kopf behalte.
Eine schlecht-Wetterperiode ist wieder eingetreten. Es gießt den ganzen lieben langen Tag, ein Sonntag um im Haus zu kramen. Ich werde mal meine Koffer auspacken.